Ende gut, alles gut

Black Sabbath zelebrieren auf »13« den wahren Heavy Metal

Auf diesen Moment haben alle Rocker gewartet: Black Sabbath, die Begründer des Heavy Metal, haben mit »13« ein neues Album mit Ozzy Osbourne aufgenommen. 35 Jahre hat es gedauert, bis der »Madman« sich wieder mit Tony Iommi und Geezer Butler zum Musizieren zusammengetan hat. Ein nicht enden wollendes Martyrium war das für die Metalheads auf diesem Planeten, eine Wunde, die ums Verrecken nicht verheilen wollte. Doch eins ist klar: Jede Sekunde dieser Warterei hat sich gelohnt. Denn Black Sabbath zeigen den ganzen Möchtegernrockern mit Metallica-Shirts und Milchbärten, die sich mittlerweile in der Szene rumtreiben, wer den Heavy Metal im Blut hat.

Besonders für Osbourne gleicht die Platte einer Auferstehung. Zum einen ist es ein Wunder, dass er aufgrund seines jahrelangen Drogen- und Alkoholkonsums physisch überhaupt noch in der Lage ist, neues Material einzusingen. So abgewrackt sieht er mittlerweile aus. Zum anderen hat der »Prince of Darkness« besonders in den vergangenen Jahren künstlerisch nicht mehr viel Neues geschaffen. Am meisten Aufsehen erregte noch eine Doku-Reihe, die ihn und seine Familie porträtierte. Das machte Osbourne zwar in nahezu jedem US-amerikanischen Bauernkaff bekannt und hat ihm sicherlich auch einiges an Geld gebracht. Bei seinen alten Fans dagegen war er unten durch.

Das alles scheint nun vergessen. Denn Osbourne legt auf »13« eine Performance hin, die an die legendären sechs Sabbath-Platten Anfang der 1970er Jahre erinnert. Noch heute muss jeder, der irgendwie auf harte Musik abfährt, diese im Plattenschrank stehen haben. Hits wie »War Pigs«, »Paranoid« und »Sweet Leaf« werden in jeder zweitklassigen Metal-Disco gespielt. Osbournes Gesangstil auf »13« ist melodiös und beschwörend zugleich, hat aber auch etwas Geheimnisvolles und Wahnsinniges an sich, das im Rock-Business einzigartig ist. Manchmal ist es auch mehr Gequäke als Gesang. Großartig!

Schon zu den Hochzeiten der Band brillierte nicht nur Osbourne; das Herzstück von Black Sabbath war von Anfang an Gitarrist Iommi, der zuletzt mit einer Krebserkrankung zu kämpfen hatte. Auch nachdem die ursprüngliche Besetzung sich nach und nach vom Acker machte, hielt er die Band zusammen. Großartige Alben wie »Headless Cross« und »Dehumanizer« entstanden. Der Chef ist Iommi noch heute: Im Akkord schüttelt er auf »13« tonnenschwere Riffs aus dem Ärmel, spielt wahnsinnige Soli wie in »End of the Beginning« oder »Age of Reason« und gibt den Takt vor, dem die anderen zu folgen haben. Noch immer hat er diesen ursprünglichen Sound der frühen Jahre, dieses schnörkellose Gitarrenspiel, das ohne große Experimente auskommt. Langsam oder schnell, hart oder weich, melodiös oder brutal - der Mann spielt die Akkorde in einer Perfektion, die sonst nur bei Ausnahmekönner wie Jimmy Page oder Ritchie Blackmore zu finden ist bzw. in früherer Zeit zu finden war.

Das neue Sabbath-Album kommt zu einer Zeit, in der die Band ohnehin ständig in der Szene präsent ist. Seit zwei, drei Jahren erleben nämlich die Siebziger (wieder einmal) ein Revival. Sabbath sind dabei so etwas wie Lehrmeister, auf die sich einige junge Bands berufen. Auf viel positive Resonanz stoßen zum Beispiel Orchid aus San Francisco, deren aktuelles Album »The Mouths of Madness« in den Redaktionsstuben einschlägiger Fachmagazine im Moment heiß laufen dürfte. Ihr Erfolg zeigt, welchen Stellenwert Ozzy und Co. noch immer in der Szene haben.

Doch das Original mit den acht neuen Songs dürfte Orchid ordentlich Paroli bieten. Seinen Anteil daran hat Rick Rubin, der Produzent von »13«. Er hat schon Alben von Slayer, Johnny Cash und Public Enemy klangtechnisch veredelt und auch Black Sabbath einen kernigen Sound verpasst.

Ein kleiner Wermutstropfen bleibt dennoch. Bill Ward, Schlagzeuger und Gründungsmitlied, ist auf dem Album nicht zu hören. Offenbar gab es vertragliche Probleme, die ihn davon abhielten, an der Reunion mitzuwirken. Brad Wilk von Rage Against The Machine hat seinen Platz auf dem Drumhocker eingenommen und liefert einen guten Job ab. Ein adäquater Ersatz für Ward aber ist er nicht. Schade drum!

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