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Jähes Ende

Die hochgelobten U21-Fußballer des DFB scheiden schon nach zwei Spielen bei der EM aus

  • Lesedauer: 3 Min.

Ein Hauch von Abschied lag in der Luft, als Lewis Holtby am Montag in Tel Aviv vor die Presse trat. »Wir waren wie eine Familie, da kommt Wehmut auf. Es ist schade, dass es so auseinandergeht. Ich hoffe, dass sich viele Spieler in der A-Nationalmannschaft wiedersehen werden«, sagte der Kapitän der deutschen U21-Junioren einen Tag nach dem 0:1 gegen Spanien, das das EM-Aus schon nach der Vorrunde besiegelte.

Während für viele Spieler in Israel die Karriere im DFB-Trikot wohl endet, will zumindest Trainer Rainer Adrion bleiben. »Ich habe gerade meinen Vertrag um ein Jahr verlängert und werde nun ab August die neue U21 für die EM 2015 aufbauen«, sagte Adrion. »Ich denke nicht, dass man die EM als totales Scheitern betrachten kann. Man darf nicht nur das nackte Ergebnis sehen.«

Adrion darf sich dabei auch der Fürsprache von Joachim Löw sicher sein. Immerhin war die U21 bei der EM vor zwei Jahren sogar in der Qualifikation gescheitert, Adrion blieb damals dennoch im Amt - nicht zuletzt dank der Rückendeckung des Bundestrainers.

Redebedarf gibt es dennoch. Etwa über das Fehlen von Namen wie Julian Draxler oder André Schürrle, die mit Joachim Löw auf USA-Reise waren, oder Mario Götze und Toni Kroos, die auch ohne Verletzung in Israel nicht dabei gewesen wären. »Darüber kann man diskutieren«, sagte Adrion. »Die Analyse werden wir gemeinsam machen.«

Kapitän Holtby wollte das Fehlen von Draxler oder auch Ilkay Gündogan nicht als Ausrede gelten lassen. »Ich trauere nicht Spielern hinterher. Wir hätten es auch mit dieser Mannschaft gepackt, wenn wir erfahrener agiert hätten«, sagte der Schalker, der als einziger im deutschen U21-Aufgebot schon A-Länderspiele auf dem Konto hat: »Wenn man sieht, wie viele Bundesliga-Einsätze auf dem Platz standen, können wir nicht sagen, dass Leute gefehlt haben.«

Mit Wehmut wird an die Europameister von 2009 gedacht: Aus der damaligen U21-Elf gehören Spieler wie Manuel Neuer, Mesut Özil, Sami Khedira oder Mats Hummels heute zum Stamm der A-Mannschaft. »2009 der Titel, jetzt in der Vorrunde raus. Das ist richtig bitter«, sagte auch Mittelfeldspieler Patrick Herrmann, der immerhin im Notizbuch von Löw steht und schon eine Einladung erhielt. Das interessierte den Gladbacher nach dem Spiel aber herzlich wenig. »Natürlich ist das Gefühl beschissen. Wir haben eine gute Mannschaft, konnten das aber nicht umsetzen«, so Herrmann.

Während das 2:3 gegen die Niederlande noch unglücklich war, gab es an der verdienten Niederlage gegen Topfavorit Spanien keinen Zweifel. »Man muss neidlos anerkennen, dass Spanien die bessere Mannschaft war«, kommentierte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, der auf der Tribüne das Spiel verfolgt hatte. Die Partie gegen die ebenfalls noch punktlosen Russen wird nun zu einem Schaulaufen, zu einem Abschiedsspiel der anderen Art. SID

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