Großes Kino: Snowdens Flucht
Nervenkrieg um Ex-Geheimdienstmitarbeiter auf Moskauer Flugplatz
Berlin (nd). »Das gibt›s in keinem Russenfilm!‹« - so reagierten DDR-Bürger auf schier unglaubliche Vorkommnisse. Selten war die Bemerkung treffender als jetzt. Schauplatz: Moskau. Plot: Junger US-Geheimdienstler mit Gewissen enthüllt gigantische Datenschnüffelei. Edward Snowden heißt der Mann, der das Imperium herausforderte und sich auf der Flucht befindet. Auf einer Flucht in die Angst, denn er muss nicht nur um seine Freiheit, sondern um sein Leben fürchten, seit er von Washington quasi zum Staatsfeind Nr. 1 erklärt wurde - das Imperium schlägt zurück, und sei es mit der Lizenz zum Töten.
Am Montag hielt sich Snowden in der russischen Hauptstadt auf, hieß es. Auf dem Flughafen Scheremetjewo. Präsident Putin zeigte sich von US-Forderungen nach Auslieferung ungerührt. Den subtilen Liebesgrüßen aus Moskau folgte ein Verwirrspiel mit unsichtbarem Visier zwischen Weltmächten und Geheimdiensten, zwischen Jägern und Gejagtem. Die Welt erlebt einen Thriller in Echtzeit. Unser Mann in Havanna wird Snowden zumindest vorerst nicht, denn im Flugzeug nach Kuba fehlte er; im Gegensatz zu einer Kompanie irregeführter Reporter. Snowden war einfach nicht zu fassen; Fortsetzung offen. Er ist jetzt weltberühmt - zu einem Mann, der niemals lebte, kann ihn kein Geheimdienst mehr machen. Einer wusste angeblich, wo Snowden ist: Wikileaks-Gründer Julian Assange ließ aus dem Asyl in Ecuadors Londoner Botschaft wissen, der Gesuchte sei »gesund und in Sicherheit«. Das gibt's in keinem Russenfilm.
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