Einstieg in den Ausstieg

Auch Paris bastelt an einer Energiewende

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Noch hat François Hollande sein Wahlversprechen zur Energiepolitik nicht eingelöst. Bevor er zum Präsidenten Frankreichs gewählt wurde, gab er an, den Anteil der Atomenergie an der Stromerzeugung von 75 Prozent auf 50 Prozent im Jahr 2025 drosseln zu wollen. Ein Schritt dorthin soll im Herbst erfolgen. Dann will der Sozialist ein Energiestrategiegesetz auf den Weg bringen.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace begrüßt dieses Vorhaben. Zwar habe Hollande bereits mehrfach angekündigt, das AKW Fessenheim nahe der deutschen Grenze 2016 vom Netz zu nehmen, sagte Susanne Neubronner gegenüber dieser Zeitung. »Doch dieses Vorhaben müsste natürlich in einem Gesetz festgeschrieben werden.« Bei der Umsetzung der französischen Pläne rechnet Neubronner damit, dass 20 der derzeit 58 Atomreaktoren abgeschaltet würden.

Unverändert will Frankreich aber auch an der Atomenergie festhalten und plant sogar den Bau eines neuen Atomkraftwerks in Flamanville im Landesnorden. Gegenwind erhielt die Absicht jedoch im Dezember 2012, als der italienische Energiekonzern Enel aus dem Projekt ausstieg, weil der französische Stromriese EDF eine Kostenexplosion für den Neubau auf 8,5 Milliarden Euro verkündete. Die Sicherheitsanforderungen hätten sich nach der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima erhöht, begründete dies der Konzern.

Trotz des Kraftwerksbaus in Flamanville will die Regierung Hollande eine Energiewende einleiten. Deutschland soll hierfür ein wichtiger Partner werden. Anfang Juli kommt in Paris die französische Umweltministerin Delphine Batho mit ihrem deutschen Kollegen Peter Altmaier (CDU) zusammen, um die deutsch-französische Kooperation bei der Förderung von alternativen Energien zu intensivieren. Beide Länder halten dies für unverzichtbar, um die Energiewende auch auf europäischer Ebene voranzubringen.

Doch für Frankreichs Energiewende wird letztlich maßgeblich sein, ob es Hollande gelingt, in seiner Amtszeit Fakten zu schaffen und veraltete Atomreaktoren vom Netz zu nehmen. Denn unverändert ist die Atomlobby in Frankreich mächtig. Schließlich brachte der Bau von Atomreaktoren seit den 70er Jahren die von vielen Franzosen ersehnte Unabhängigkeit von Ölressourcen. Auch die Gewerkschaften sind skeptisch, weil sie um Arbeitsplätze in der Atomindustrie fürchten. Stefan Otto

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