Keine Kohle aus Südafrika?

Bobby Peek ist Direktor bei Groundwork, einer Umweltschutz-NGO in Südafrika

  • Andreas Bohne
  • Lesedauer: 3 Min.

nd: Südafrika ist weltweit der sechstgrößte Kohleproduzent. Wer baut die ganzen fossilen Energieträger ab?
Peek: Südafrika produziert 255 Millionen Tonnen Kohle pro Jahr. Etwa drei Viertel dieser Menge wird in Südafrika genutzt, überwiegend durch ESKOM, das staatliche Energieunternehmen. ESKOM wurde 1923 gegründet, um billige Elektrizität für die Industrie bereitzustellen. Im Kohleabbau sind in Südafrika auch die großen globalen Minenunternehmen wie Xstrata, Glencore, BHP Billiton oder Exxaro beteiligt. BHP Billiton ist besonders kritikwürdig, da sie für ihren Strom bedeutend weniger zahlen als die lokale Bevölkerung. Dabei verkauft BHP alles ins Ausland und erzielt so ihren Profit, beschäftigt jedoch nur 3500 Personen in Südafrika.

Welche Auswirkungen hat der Kohleabbau?
Die Auswirkungen in Südafrika sind schwerwiegende Wasserverschmutzung durch den Austritt sauren Grubenwassers, Luftverschmutzung und giftige Abfälle durch verbrannte Asche. Zudem klagen Arbeiter über Gesundheitsprobleme. In den letzten Jahren gab es eine Vielzahl gewalttätiger Konfrontationen zwischen Polizei und Arbeitern. Wir alle wissen, was in Marikana bei einer Platinmine geschah und wir glauben, das kann auch in anderen Bergbausektoren passieren.

ESKOM errichtet gegenwärtig zwei Kohlekraftwerke in Kusile und Medupi mit je 4800 Megawatt. Warum kritisieren Sie das?
Wir haben verschiedene Bedenken: ESKOM wird die Emissionsstandards nicht einhalten und wir erfuhren, dass ESKOM eine Ausnahmegenehmigung beantragten möchte. Zudem erhielt ESKOM 3,75 Milliarden US-Dollar von der Weltbank, um Medupi zu bauen. Womit die Gesellschaft aber konfrontiert ist, werden Schulden sein. Denn der Kredit wurde mit einem Wechselkurs von sieben Rand zu einem Dollar abgeschlossen, jetzt liegt er bei 10,5 Rand zu einem Dollar. Drittens fährt ESKOM eine Apartheidstrategie gegen kritische Personen. Sie haben NGOs und Personen, die sich organisiert haben, ausspioniert. Jetzt haben natürlich viele Angst, sich zu äußern.

Deutschland ist noch immer ein Hauptabnehmerland südafrikanischer Kohle. Mehr als zweieinhalb Millionen Tonnen wurden im Jahr 2011 importiert. Welche deutschen Unternehmen spielen eine Rolle?
Nach meinem Wissen sind es die vier großen Stromkonzerne in Deutschland, insbesondere EnBW, die zwölf Prozent ihres Strommixes durch Kohle aus Südafrika beziehen.

Lagert Deutschland Umweltauswirkungen wie CO2-Emissionen nach Südafrika aus? Was sind Ihre Forderungen gegenüber Deutschlands Unternehmen und Regierung?
Wenn 2018 die deutschen Subventionen für den Kohleabbau auslaufen, sollte keine Kohle mehr in Deutschland, aber auch nicht in anderen Ländern wie Südafrika und Kolumbien abgebaut werden. Denn man beeinflusst das Leben von Menschen, mit etwas, was man selbst nicht haben will. Wir sollten uns endlich aus der Kohleabhängigkeit befreien. Durch die Kohleimporte werden die Kosten für Klimaschäden externalisiert. Die deutsche Regierung muss daher die historische und ökologische Erblast in den verschiedenen Erdteilen anerkennen, wo sie vom Kohleabbau profitiert hat.

Fragen: Andreas Bohne

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