Über Humor kann man streiten, über Sexismus nicht

Celestine Hassenfratz kommentiert sexistisches Wahlplakat der Piraten

  • Celestine Hassenfratz
  • Lesedauer: 2 Min.

Typischer Bubikopf-Schnitt, ein freches Lächeln auf den Lippen, viel jünger, dennoch unverkennbar: Angela Merkel. Etwas irritiert auf diesem Bild: Die Bundeskanzlerin ist nackt. Nichts ist zensiert, kein schwarzer Balken, nur schwarzes Schamhaar. Darüber der Schriftzug: »Wer nichts zu verbergen hat...braucht sich vor PRISM und Co. nicht zu fürchten - der Rest sollte weiter gegen Internetüberwachung kämpfen«. Oben im Bild der typische Piratenwahlkampfspruch »Klarmachen zum Ändern«, unten rechts flattert das Piratenlogo.

Was die Piraten wohl witzig finden ist sexistisch und diskriminierend. Negative Campaigning schadet in diesem Fall den Piraten mehr, als es ihnen nutzt. Bei der SPD ist das aktuelle Negativ-Campaigning, auch hier ist Angela Merkel im Fokus, nur langweilig. Bei den Piraten jedoch einfach geschmacklos. Nur einige wenige Stunden kursierte das Wahlplakat im Internet, jetzt ist es aus allen Social-Media-Kanälen der Piraten verschwunden.

Ob das Plakat wirklich von den Piraten erstellt, oder lediglich im Internet als Fake-Plakat eingestellt wurde, lässt sich nicht mehr sicher überprüfen. Dass es über die offiziellen Social-Media-Kanäle der Piraten gelaufen ist, scheint jedoch so gut wie sicher, glaubt man den Diskussionen auf Twitter. Fest steht: Zu den offiziellen Wahlplakaten, die in Berlin aufgehängt werden, zählt es nicht.

»Es mag sein, dass ein Pirat das Plakat eingestellt hat«, erklärt Ben de Biel, Pressesprecher der Piraten in Berlin, auf mehrmalige Nachfrage des nd ausweichend. »Vielleicht wollte uns auch einfach nur jemand schaden«, meint de Biel weiter. Er selbst jedoch, findet das Plakat »blöd und sexistisch«. Man kann nur hoffen, dass das die restlichen Piraten auch so sehen. Den Eindruck macht es jedoch nicht: Pirat @AlfredLang1989 verteidigte auf Twitter das Plakat mit den Worten: »Naja, über Humor lässt sich streiten«. Über Humor schon, über Sexismus hingegen nicht!

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal