Das Kneipp-Experiment

Das märkische Buckow hat lange nach einer guten Marketing-Idee gesucht - und scheinbar gefunden

  • Lesedauer: 2 Min.
Nach der Wende suchte das märkische Buckow, ein traditionsreicher Kurort, nach einem Alleinstellungsmerkmal. Und man stellte fest: Einen Kneipp-Kurort gab es in Brandenburg noch nicht. Seit nun zehn Jahren wird in Buckow nun »gekneipt«.

Buckow (dpa/nd). In zehn Minuten ist ein Cappuccino »verbrannt«, in 50 ein Eisbein: Wer sich auf der Buckower Kalorienpromenade bewegt, weiß genau, welchen Effekt die absolvierten Etappen bringen. Es ist ausgeschildert. »Zudem ist es ein zu jeder Jahreszeit schöner Weg entlang des Flüsschens Stobber«, sagt Marion Kossakowski, im Kneipp- und Heimatverein Märkische Schweiz für Nordic-Walking zuständig.

Das idyllische Städtchen Buckow rund 50 Kilometer östlich von Berlin trägt seit zehn Jahren die Bezeichnung »Kneipp-Kurort«. Es ist der einzige in Brandenburg. Die Stadt in der Märkischen Schweiz lockt Touristen mit speziellen gesundheitsfördernden Angeboten, die auf der ganzheitlichen Therapie von Sebastian Kneipp (1821-1897) beruhen.

Bestimmte Stellen im flachen Fluss Stobber sind zum Wassertreten gedacht - im Storchenschritt immer um eine Haltestange herum. Der Ort ist ein traditionsreicher Kurort, bekannt für gute Luft und rundherum Wasser. In Buckow verbrachten Bertolt Brecht und Helene Weigel die Sommer. Ihr Haus ist heute ein Museum und lockt Tausende Touristen an.

Nach der Wende suchte das Städtchen ein Alleinstellungsmerkmal, wie Bürgermeister Thiemo Seelig (CDU) berichtet. »Was könnte zu uns passen, war damals die zentrale Frage. Einen Kneipp-Kurort gab es in Brandenburg noch nicht. Wir fanden, die ganzheitlichen Anwendungen passen wunderbar in unsere Gegebenheiten«, sagt er. Der Ort mit derzeit rund 1500 Einwohnern ließ sich darauf ein und erhielt vom Land Brandenburg das notwendige Zertifikat. Es gibt eine Kneipp-Kita und eine Kneipp-Schule, die auf gesunde Lebensweise setzen. Restaurants servieren Kneipp-Gerichte, setzen auf »frisch, saisonal und regional«, erzählt Riamara Sommerschuh vom Kultur- und Tourismusamt. Physiotherapeuten, Heilpraktiker und Apotheker arbeiten nach Kneipps Methoden. Die beiden Kurkliniken nutzen die Angebote. Im Programm stehen Kurse, Seminare, Vorträge. Mit Hotel, Pensionen und Campingplatz hat sich die Kommune auf Kurgäste eingestellt. Die Auslastung der Gästebetten betrug 2012 rund 60 Prozent. Rund 170 000 Übernachtungen wurden gezählt.

»Von den Auswärtigen wird unser Angebot gut angenommen«, sagt Helga Bachert, stellvertretende Vorsitzende des Kneipp- und Heimatvereins. »Leider sind zu wenig Buckower dabei.«

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