220 Kilometer neben Fukushima: Tokio richtet Spiele 2020 aus

Japans Hauptstadt setzt sich im Olympischen Komitee mit 60 zu 36 Stimmen gegen Istanbul durch / Enttäuschung auch in Madrid

  • Lesedauer: 3 Min.

Buenos Aires (Agenturen/nd). Die Olympischen Sommerspiele 2020 finden in Tokio statt. Die japanische Hauptstadt setzte sich am Samstagabend in einer Stichwahl klar mit 60 zu 36 Stimmen gegen die türkische Metropole Istanbul durch, wie der Präsident des Internationalen Olympischen Komitee (IOC), Jacques Rogge, in Buenos Aires mitteilte. Die spanische Hauptstadt Madrid fiel bereits im ersten Wahlgang durch.

Tokio richtet die Spiele bereits zum zweiten Mal aus. Japans Hauptstadt war als Favorit in die Endrunde gegangen. Nach dem Erdbeben und dem verheerenden Tsunami im März 2011, die zu dem Reaktorunglück von Fukushima führten, hatte das Land seine Hoffnung in die Austragung der Sommerspiele 2020 gesetzt.

Ministerpräsident Shinzo Abe war eigens nach Buenos Aires gereist, um Sorgen vor einer radioaktiven Verseuchung der Hauptstadtregion zu zerstreuen. Die Situation sei »unter Kontrolle«, sagte er den Delegierten. Fukushima liegt 220 Kilometer von Tokio entfernt. Die Akw-Betreiberfirma Tepco hat die Schäden bislang nicht in den Griff bekommen. Unter anderem sorgen Lecks in Kühltanks, durch die verseuchtes Wasser austritt, für Beunruhigung. Die japanische Regierung hatte am Dienstag einen Notfallplan beschlossen, um selbst das Krisenmanagement in die Hand zu nehmen.

Tokio hatte bereits 1964 die Olympischen Sommerspiele ausgerichtet, während die Winterspiele bereits 1972 und 1998 in Japan stattfanden. Abe sagte, die Spiele von 1964 hätten ihn geprägt. »Ich war bei der Eröffnungszeremonie in Tokio 1964 und sah mehrere tausend Tauben, die in den blauen Himmel entlassen wurden und wieder zusammenkamen, um die olympischen Ringe zu bilden«, berichtete er. »Das hat mich als Zehnjährigen begeistert.« Abe verwies auch auf die Bedeutung von Sport für die Überlebenden der Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe. »Heute spielen unter dem blauen Himmel von Fukushima Jungen Fußball und blicken in die Zukunft und nicht in die Vergangenheit.«

In Tokio löste die Entscheidung des IOC Jubel aus. Obwohl es dort 5.20 Uhr am Sonntagmorgen war, verfolgten dort viele Menschen gemeinsam die Übertragung aus Buenoes Aires.

Enttäuschung herrschte in Istanbul. Eine Veranstaltung vor der Hagia Sophia, wo hunderte Menschen die Abstimmung verfolgten, löste sich nach der Verkündung des Ergebnisses in Windeseile auf. Die türkischen Bewerber hatten gehofft, dass mit Istanbul erstmals eine Stadt in einem muslimischen Land die Olympischen Spiele austragen würde. Doch die Bosporus-Metropole konnte die Skeptiker nicht überzeugen. Istanbul hatte im Sommer wegen der gewaltsamen Niederschlagung von Protesten gegen die türkische Regierung für Negativ-Schlagzeilen gesorgt. Zudem wirkte sich die Nähe der Türkei zum Bürgerkriegsland Syrien auf die Entscheidung aus.

Madrid konnte mit seiner aufwändigen Bewerbung nicht die Befürchtung zerstreuen, dass Spaniens schwache Wirtschaft mit einem Großereignis wie den Olympischen Spielen überfordert wäre. Kronprinz Felipe, der die Bewerbung von Madrid präsentiert hatte, zeigte sich enttäuscht. »Wir sind etwas deprimiert, aber es ist wichtig für uns zu wissen, dass ein großartiger Job gemacht wurde.«

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