- Kommentare
- Meine Sicht
Für Würde nicht zuständig
Robert D. Meyer wünscht sich eine warme Stube für die Flüchtlinge
In Berliner Senatsstuben lebt es sich auch im Herbst bequem. Das Zimmer bleibt trocken, der Sessel ist warm und irgendeine Putzkraft wird schon den ganzen Dreck wegräumen, den der Amtsschimmel den ganzen Tag über hinterlässt. Zu so viel Gemütlichkeit gesellt sich oft die preußische Korrektheit gegenüber Vorschriften.
Eine inoffizielle Weisung scheinen Berlins Senatoren sehr genau zu nehmen: Amtsträgern ist es auf das Strengste untersagt, bei ressortübergreifenden Problemen miteinander zu kommunizieren. Diesen Eindruck gewinnt der Beobachter zumindest im Fall der seit einem Jahr auf dem Oranienplatz lebenden Flüchtlinge.
Der Bezirk sucht ein Haus, hat aber selbst keines und wendet sich daher hilfesuchend an den Senat. Je nach Verwaltung weiß man dort entweder nichts von dem Ansinnen, fühlt sich nicht zuständig oder behauptet, man überschreite in dieser Frage seine Kompetenzen. Das es hier um Menschen in einer Notsituation geht, die aus Verzweiflung unter widrigsten Bedingungen leben, um ihr Recht auf Selbstbestimmung zu wahren, wird von vielen in der Politik vergessen. Dabei geht es doch nur um eine warme Stube.
Zum Aktionspaket
Linken, unabhängigen Journalismus stärken!
Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.
Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.