Zu früh gefreut

Andreas Fritsche amüsiert sich über Fehler der SPD

  • Lesedauer: 2 Min.

Es haben sich schon viele Politiker zu früh gefreut, aber so früh! Kanzlerkandidat Edmund Stoiber (CSU) hatte 2002 wenigstens noch die Hochrechnungen abgewartet, bevor er behauptete, CDU und CSU hätten die Bundestagswahl gewonnen, was sich dann als Fehleinschätzung herausstellte. Die SPD in Berlin-Mitte zögerte nicht so lange. Sie versendete nun bereits am Freitag vor der Wahl eine Pressemitteilung, in der sie ihrer Kandidatin Eva Högl »sehr herzlich« zum erneuten Sieg im Wahlkreis gratulierte. Der für den erhofften Fall der Fälle vorgefertigte Text geriet durch ein technisches Versehen mindestens 55 Stunden zu früh an die Öffentlichkeit. Denn Eva Högls Sieg ist keineswegs ausgemacht.

Womöglich zu früh gefreut haben sich Grüne über einen Aufruf von Marek Dutschke, bei der Bundestagswahl mit der Zweitstimme die Ökopartei zu wählen. Denn er hilft ihnen nicht uneingeschränkt, obwohl man das vielleicht hätte erwarten dürfen. Denn Marek Dutschke absolvierte Praktika bei der Bundestagsfraktion der Grünen, spielte in ihrer Fußballmannschaft und wollte 2005 für sie kandidieren, wenngleich er damals nicht nominiert wurde.

Marek ist der Sohn von Rudi Dutschke, der Galionsfigur der 1968er Studentenbewegung. Seinen guten Namen verwendete Marek jetzt für den Pankower CDU-Kandidaten Lars Zimmermann. Einwohnern des Berliner Bezirkes flatterte dieser Woche ein Schreiben in den Briefkasten, in dem Dutschke den schwarzen Bewerber über den grünen Klee lobt und die Bürger auffordert, diesem die Erststimme zu geben. Die Hinwendung zur CDU scheint in der Familie zu liegen. Rudi Dutschkes Bruder Manfred ist CDU-Stadtverordneter in Luckenwalde.

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