Vormarsch in ganz kleinen Schritten

Der HC Leipzig und der Thüringer HC feiern Erfolge in Europa und müssen doch in der Bundesliga um jeden Punkt kämpfen

  • Oliver Händler
  • Lesedauer: 3 Min.
In der Bundesliga stehen die Handballerinnen des HC Leipzig und des Thüringer HC an der Spitze, und auch in der Champions League sind sie auf dem Vormarsch. Zum Titel fehlen wohl noch Erfahrung und ein paar Millionen, doch der Bundestrainer hofft, von der Entwicklung schon jetzt zu profitieren.

Handballerin Anja Althaus hat den Champions-League-Pokal in ihrer Karriere schon zweimal stemmen dürfen. »Ich weiß, wie toll sich das anfühlt«, sagt die Kreisläuferin vom Thüringer HC. Jene Siege gelangen ihr mit dem dänischen Klub Viborg HK. Zurück in Deutschland ist sie gezwungen, »wieder kleine Schritte nach oben zu gehen«. Der erste ist gemacht mit dem 36:29-Sieg am Wochenende gegen die Rumäninnen aus Baia Mare.

»In diesem Jahr wollen wir unter die besten acht Mannschaften kommen«, sagt Althaus. Vom Titel sei der THC aber noch weit entfernt. Auf dem Weg dahin stünden die Spitzenklubs aus Györ in Ungarn, Larvik (Norwegen), Podgorica (Montenegro) oder Krim Ljubljana (Slowenien) noch im Weg. Wie weit der Abstand genau ist, dazu gibt es unterschiedliche Aussagen und Messeinheiten. Bundestrainer Heine Jensen geht sportlich ran: »Krim, Györ, Larvik - die haben auf diesem Niveau noch viel mehr Erfahrung.« Kay-Sven Hähner, Manager des HC Leipzig, versucht's finanziell: »Der Gewinn der Champions League ist unmöglich. Dazu fehlen uns oder dem THC so ein bis zwei Millionen Euro im Jahr.«

Auch der HCL hat sein erstes Gruppenspiel in der Königsklasse gewonnen - sogar auswärts 23:22 in Metz. »Wir dachten schon vorher, dass das Erreichen der Runde der letzten Acht möglich ist, vielleicht sogar mal das Halbfinale. Aber der Titel nicht«, so Hähner, der sich gern mit Gelsenkirchener Fußballern vergleicht. »Das ist genau wie bei den Männern im Handball oder Fußball. Da gewinnen auch nur Klubs mit viel Geld die großen Titel. Schalke 04 wird auch nie die Champions League gewinnen. Geld schießt Tore. Und bei uns wirft Geld Tore.«

Ein Aufschwung unter den deutschen Handballerinnen ist jedoch unverkennbar. »Viele Nationalspielerinnen haben wie ich im Ausland Erfahrungen gesammelt und sind dann zurück in die Bundesliga gekommen. Die ist viel stärker geworden«, sagt Anja Althaus. HCL-Manager Hähner sieht in der deutschen Liga sogar die ausgeglichenste in Europa: »Nur wir und Ungarn haben zwei Teams in der Champions League. Die Bundesliga ist sogar die einzige, die das seit drei Jahren schafft. Wir brauchen uns also wirklich nicht zu verstecken.«

Doch eben jene Ausgeglichenheit könne laut Hähner am Saisonende hinderlich sein, wenn es um Titel geht. Dann seien ausländische Spitzenteams im Vorteil, die sich zuvor national ausruhen könnten und zudem einen breiteren Kader besäßen. Deutsche Spitzenklubs wie der HCL müssten hingegen jede Woche um Punkte kämpfen, am Mittwoch beispielsweise gegen Oldenburg, Pokalsieger 2012 und derzeit Dritter der Liga. Der Thüringer HC muss nach Weibern. Die dort beheimateten Vulkan-Ladies haben ihrerseits schon Oldenburg geschlagen.

»Ich mag es, wenn ich spannende Spiele sehe, die die Zuschauer mitreißen, und wenn auch Klubs wie der HCL oder der THC für jeden Punkt knallhart arbeiten müssen«, sagt Bundestrainer Heine Jensen, freilich nicht ganz ohne Eigensinn. »Ich denke, dass das auch der Nationalmannschaft zugute kommen wird.« Wenn möglich schon bei der WM im Dezember in Serbien.

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