Rüsten unter dem Schirm
Klaus Joachim Herrmann über den Ausbau der US-Raketenabwehr
Mit dem ersten Spatenstich für den US-Raketenschutzschirm in Rumänien ist das Pentagon im Plan. Die Wahrscheinlichkeit wächst, dass auf dem Stützpunkt in Deveselu das System Aegis Ashore 2015 in Dienst gestellt werden kann. Namentlich vor Angriffen Irans soll es angeblich Schutz bieten. Jenes Land ist allerdings als interkontinentale Atom-Streitmacht bislang nicht sonderlich hervorgetreten.
Bei Russland sieht das anders aus. Es sitzt ebenfalls nicht unter dem Schirm, sondern genau davor. Die Abwehr wird immer enger um russisches Territorium herum aufgebaut. Da mögen US- und NATO-Militärs mit Engelszungen gemeinsame Sicherheit beschwören, die simpelste Logik zeugt gegen sie. Einer der wichtigsten Bestandteile des bisher annähernden strategischen Gleichgewichtes soll seine Waffen künftig nicht einmal mehr theoretisch ins Ziel bringen können. Damit gerät die gesamte Architektur der Sicherheit ins Wanken. Eigene Sicherheit wird auf Kosten der Sicherheit anderer verbessert.
Kaum zufällig beschwört Moskau inzwischen die Möglichkeit eines »Enthauptungsschlages«, der sogar Kernwaffenmächten drohen könnte. Der Kreml wird sich wappnen wollen. Aber das ist wohl genau der Sinn des Schirmes - Sicherheit für ein Wettrüsten wie einst im Kalten Krieg.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.