Verzweiflungstat

Simon Poelchau über die Entscheidung der EZB, den Leitzins zu senken

  • Lesedauer: 1 Min.

Es blieb Mario Draghi und seinen Kollegen im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) offenbar nichts anderes übrig, als sie am Donnerstag den Leitzins auf ein Rekordtief von 0,25 Prozent senkten. Denn die Eurokrise ist entgegen jüngsten Meldungen noch lange nicht überwunden.

Die Reaktionen auf die EZB-Entscheidung zeigen indes, wie gespalten die Wirtschaft der Eurozone bereits ist. So giften bereits die deutschen Banken- und Versicherungsverbände, das Signal sei falsch. Ihre Volkswirtschaft braucht schließlich keine günstigen Kredite. Im Gegenteil: Die deutsche Finanzwelt will zurück zu einem höheren Zinsniveau, damit sie bald wieder fette Profite einheimsen kann. Doch ob die jetzige Zinssenkung den südeuropäischen Ländern wirklich helfen kann, ist noch nicht ausgemacht. Zumindest ist es ein Versuch, das Krisenfeuer ein wenig einzudämnen. Der leider nicht ausreicht. Denn die Wirtschaft in diesen Ländern steckt so sehr in der Rezession fest, dass noch billigere Kredite keine Abhilfe schaffen können. Die Impulse müssten von woanders kommen: Der Austeritätskurs der letzten Jahre müsste zurückgenommen und Investitionsprogramme zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit müssten aufgestellt werden.

So ist die Leitzinssenkung eine Verzweiflungstat. Die EZB kann die Politik nicht ersetzen. Nur von dort können die wirklichen Impulse kommen.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal