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  • Politik
  • Zum Tod der Schauspielerin Erika Dunkelmann

Resolut und mütterlich

  • Martin Mund
  • Lesedauer: 2 Min.

Ihre schönsten Rollen spielte sie bei Kurt Maetzig: zum Beispiel die Marthe in «Schlösser und Katen» (1957), die sich von ihrem obrigkeitsgläubigen Mann, dem Krummen Anton, emanzipiert und ihn schließlich doch wieder in die Arme nimmt: den Betrogenen, Gefallenen, Zurückgebliebenen. Damit gelang Erika Dunkelmann eine der großen, seltenen Volksfiguren der DEFA, resolut und mütterlich zugleich, nach außen unbeugsam, im Inneren aber durchaus von Nöten geplagt, von Zweifeln zerrissen.

Vorige Woche ist die Schauspielerin mit dem kräftigen norddeutschen Tonfall und dem freien und offenen Blick 86-jährig in ihrer Heimatstadt Rostock gestorben. Bevor sie in den frühen Fünfzigern vom Film entdeckt wurde, hatte sie an einer hiesigen Bühne begonnen und war, teils in plattdeutschen Stücken, zu einem lokalen Star avanciert. Zur DEFA kam sie dank Johannes Arpe, der als Dialogregisseur an den Thälmann-Filmen mitwirkte und sie für die Rolle der Martha Vierbreiter vor schlug. Diese Figur, eine Hamburger Ar beiterfrau, ließ Erika Dunkelmann gleichsam über Nacht in der ganzen DDR populär werden. Gemeinsam mit ihrem Film- Gatten Erich Franz stellte sie so etwas wie den realistischen Gegenpol zu der in die Wolken entrückten Heldengestalt Ernst Thälmanns dar- eine bodenständige, energische, herzensgute Proletarierin, die zwar zu dem großen Vorbild aufblickt, der Wirklichkeit aber immer verhaftet bleibt. Es war durchaus kein Zufall, dass Erika Dunkelmanns Rolle im zweiten Teil des Thälmann-Films auf ein Minimum reduziert wurde: Hier ging es nun fast nur noch ums Pathetisch-Übersinnliche...

Ab und zu trat sie gemeinsam mit Kurt Dunkelmann (1906-1983) auf, ihrem Mann, dem beliebten, volkstümlichen Direktor der Rostocker Neptun-Werft und Gelegenheitskomödianten. Ebenso wie er liebte auch sie die heiteren Aufgaben: Ihr zeitweiliger Schwiegersohn Günter Reisch etwa setzte sie als charmant überdrehte Kleinbürgerin in «Maibowle» (1959) und «Silvesterpunsch» (1960) ein, und mit sichtlichem Spaß absolvierte sie einen Auftritt in dessen «Lord am Alexander platz» (1967). Einen ihrer bewegendsten Filme «bestellte» sie sich selbst, als sie den Szenaristen Michael Tschesno-Hell aufforderte, die Geschichte einer Antifaschistin im Dritten Reich aufzuschreiben: «Die Mutter und das Schweigen» (1965) erzählte von einer Berlinerin, die unter Lebensgefahr illegale Kurierdienste ver sieht, auch dann noch, als ihr Sohn er mordet wird und sie schwer erkrankt.

In den siebziger Jahren, nachdem sie eine Zeitlang als-Pädagogin und Direktorin der Rostocker Schauspielschule gear beitet hatte, zog sich Erika Dunkelmann aus dem Berufsleben weitgehend zurück. Ulrich Thein holte sie noch einmal für sein DEFA-Volksstück «Dach überm Kopf» (1980) - dann widmete sie sich ganz ihrer großen Familie und dem Haus in Ahrenshoop.

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