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mm Schwerin-Süd nun Schwerin-Ost

Koalition in Mecklenburg-Vorpommern erfreut über Autobahnen/Lücke nach Wismar bleibt Von Wolfgang Rex, Schwerin

  • Lesedauer: 4 Min.

Autobahnabfahrt »Schwerin-Süd« war lange Zeit eine verwirrende Bezeichnung. Wer von Süden in Richtung Ostsee fuhr und dachte, er käme von der Abfahrt »Schwerin-Mitte« näher an das Zentrum heran, irrte. »Schwerin-Süd« lag im Osten der Landeshauptstadt und hier endete die Autobahn 241 als Baustelle im Niemandsland. Es gab nur die Abfahrt »Süd«, die in dieser Woche den treffenderen Namen »Schwerin-Ost« erhielt.

Überraschend hatte noch die DDR von der A 24 Berlin-Hamburg abzweigend etwa 25 Kilometer Autobahn in Richtung Schwerin gebaut. Geplant war damals schon, die Autobahn über Schwerin hinaus zu verlängern. Wie so vieles, wurde auch dieser DDR-Bau aus Geldmangel eingestellt.

Die Pläne kamen erst nach der deutschen Einheit wieder ins Gespräch. Ab 1997 wurde vier Jahre lang an elf Kilometern Autobahnverlängerung gebaut. Seit Wochenmitte führt die A 241 vom Schweriner Vorort Raben Steinfeld weiter nach Norden in Richtung Wismar bis zur Bundesstraße 104. Jetzt fehlen noch 25 Kilometer, dann würde die A 241 bei Wismar die ebenfalls neu gebaute Ostseeautobahn A 20 erreichen.

Harald Ringstorff (SPD), Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern, hofft zwar, dass die Lücke bis Wismar spätestens im Jahr 2005 geschlossen ist. Zu einer konkreten Terminzusage will er sich jedoch nicht äußern. Das Bundesver kehrsministerium weiß bisher nicht, wie

Vorbild- Fabrik

das Projekt finanziert werden soll. Mit 300 Millionen Mark wird für die 25 Kilometer Neubau gerechnet. Die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern drängt auf schnellen Bau. Immerhin ist Wismar zum einträglichen Standort einer Werftund weiterer Industrie geworden. Inzwischen fordert der Wirtschaftsminister Mecklenburg-Vorpommerns, Rolf Eggert (SPD), sogar, die A 241 quer durch Brandenburg und Sachsen-Anhalt bis zur A14 bei Magdeburg zu verlängern. Dieses Betonband steht allerdings noch nicht einmal im Fernplan des Bundesverkehrsministeriums.

Konkreter sehen die Zeitpläne für die Autobahn 20 von Lübeck über Wismar und Rostock bis nach Greifswald aus, Schon seit Ende 1997 rollte der Verkehr über ein erstes 26,4 Kilometer langes Teilstück zwischen Grevesmühlen und Wismar. Im Mai 1998 mussten Natur und andere Umweltschützer letzte Hoffnungen auf das Scheitern der Küstenautobahn aufgeben. Das Bundesverwaltungsgericht wies eine Klage von Umweltaktivisten ab. Seitdem ist auch die 6,8 Kilometer lange Trasse durch ein Naturschutzgebiet bei Lübeck erlaubt. Das bedeutet, dass die A 20 auf kürzestem Weg mit der A 1 bei Hamburg verbunden werden darf.

Womöglich auch deshalb gab es nur wenige Proteste, als Ministerpräsident Ringstorff Ende voriger Woche ein weiteres, diesmal 50 Kilometer langes Teilstück der A 20 zwischen Wismar und Rostock eröffnete. Tatsächlich bedeutet dieses Autobahnstück eine mindestens halbstündige Fahrzeitverkürzung zwischen beiden Hansestädten. Für solche kleinen Küstenorte wie Bad Doberan oder Neubukow bedeutet die A 20 Entlastung von Lärm und Abgasen. Bisher quälte sich auch der Schwerlastverkehr durch deren enge Stadtzentren.

Nicht mehr grundsätzlich in Frage stellen die drei Landtagsparteien SPD CDU und PDS, dass der Autobahnbau gegenüber der Bahn bevorzugt wird. Es gab nur noch Proteste gegen das von der Bundesbahn geplante Ende der Interregio-Züge zwischen Berlin und Rostock. Dass diese Strecke wenigstens für eine Geschwindigkeit von 160 Stundenkilometern ausgebaut wird, hat Bundeskanzler Gerhard Schröder als Handgeld für Gegenleistungen Mecklenburg-Vorpommerns bei den Steuergesetzen versprochen. Das restliche Schienennetz im Nordosten bleibt aber im Prinzip auf DDR-Stand.

Corinna Cwielag, die Landesgeschäftsführerin des Bundes für Umwelt und Naturschutz, bezeichnete den Bau der A 20 als großes Landschaftszerstörungsprojekt. Die Bündnisgrünen von Schleswig- Holstein stimmten mit eigenem Umweltminister letztendlich für die Autobahn. Die Bündnisgrünen von Mecklenburg- Vorpommern, nicht im Landtag vertreten, protestierten in dieser Wochen noch einmal gegen den Autobahnbau. Obwohl beispielsweise der Landkreis Parchim inzwischen über die meisten Autobahnkilometer im Land verfüge, gehöre er zu den wirtschaftlich schwächsten.

Mecklenburg-Vorpommerns Arbeitsminister Helmut Holter (PDS) sieht in den neuen Autobahnen auch Grundlagen für eine stärkere Wirtschaft im Land. Peter Ritter, der verkehrspolitische Sprecher der PDS-Fraktion im Landtag, erklärte, die Autobahn A 20 sei nun einmal Realität. Ziel der PDS sollte es trotzdem sein, eine Wende in der Verkehrspolitik einzuleiten. Dagegen freute sich Ministerpräsident Ringstorff über den eingeschlagenen Weg: »Der Ausbau unseres Fernstraßennetzes kommt jetzt so richtig in Gang. In den vier Jahren von 1995 bis 1998 sind vom Bund 333 Millionen Mark für den Fernstraßenbau in Mecklenburg-Vorpommern aufgewendet worden. Für die vier Jahre von 1999 bis 2002 sind mehr als das Fünffache an Geldern für diesen Zweck eingeplant.«

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