Rowdytum in der Arktis

Kurt Stenger über das Urteil des UN-Seegerichtshofes in Sachen Greenpeace

Das Urteil des UN-Seegerichtshofes ist eindeutig: Das Vorgehen der russischen Behörden gegen die Greenpeace-Aktivisten, die gegen die Rohstoffausbeutung in der Arktis protestierten und nun wegen Rowdytums angeklagt sind, war unverhältnismäßig. Derartiges hatte man in Russland wohl schon geahnt. Um Entgegenkommen zu signalisieren, wurden einige Umweltschützer kurz zuvor gegen Kaution aus der Haft entlassen.

Dennoch: Moskau hat das Verfahren vor dem Seegerichtshof in Hamburg - immerhin einer UN-Institution, die Vorstöße gegen völkerrechtlich verbindliche Abkommen ahnden soll - erst boykottiert und weist jetzt auch das Urteil zurück. Dies zeigt, dass es im Fall Greenpeace um weit mehr geht als nur um den Umgang mit einer symbolischen Protestaktion von störenden Umweltschützern. Russland will sich, wie andere Anrainerstaaten auch, einen möglichst großen Teil der milliardenschweren Rohstoffvorkommen unter den Nagel reißen. Dabei versucht man, das eigene Wirtschaftsgebiet auf Grundlage fragwürdiger geologischer Expertisen zu erweitern. Die wachsende Militärpräsenz in der Arktis zeigt, dass man die Ansprüche auch mittels Muskelspielen durchzusetzen gewillt ist. Internationales Recht ist da natürlich genauso störend wie die Belange des Umweltschutzes in diesem sensiblen Ökosystem. Ganz altmodisch könnte man von »Rowdytum« sprechen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal