Die Moral vom Drohnenwahn

René Heilig über Wunderwaffen und Koalitionsgeschwurbel

  • Lesedauer: 2 Min.

SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold twitterte am Donnerstag nach einem Pressegespräch: »Bei den Zeitungen ist Sauregurkenzeit, so dass ich mich sicher auf ordentliche Artikel freuen kann.« Gut gedacht, dumm gelaufen. Die dpa hatte das Thema »Krieg und Frieden« schon besetzt. Nicht mit Tolstoi - das wäre vergleichsweise neu gewesen -, sondern mit Drohnen und Drohen. Der Wehrbeauftragte, ein Afghanistan-General, der Bundeswehrverband - alle wollen Wunderwaffen. Solche, die auch Raketen schießen und Bomben werfen können.

Auch wenn man im Moment noch uneins ist, welche Maschine am effizientesten tötet - die Dinger werden schon bald eingesetzt. Skrupel? Ach wo! Im Koalitionsvertrag steht doch, vor der »Entscheidung über die Beschaffung qualitativ neuer Waffensysteme« würden alle damit im Zusammenhang stehenden völker- und verfassungsrechtlichen, sicherheitspolitischen und ethischen Fragen geprüft. »Sorgfältig«. Gerade weil es um »neue Generationen von unbemannten Luftfahrzeugen« geht, »die über Aufklärung hinaus auch weitergehende Kampffähigkeiten haben«. Auch das macht Merkels Monsterkoalition unter sich aus.

Egal, was man da für sich und vor Gott zurecht geschwurbelt hat - Krieg, also der Einsatz von Waffen, und Menschlichkeit schließen einander aus. Zudem ist es höchst naiv zu glauben, die Taliban (oder wie unsere nächsten Feinde heißen mögen) hätten nicht längst eine blutige Antwort auf deutschen Drohnenwahn parat.

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