Verdorbenes Wasser durch Fracking

Anwohner fürchten um ihre Gesundheit - und den Wert ihrer Häuser

  • John Dyer, Boston
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Förderung von Gas und Öl aus Schiefergestein belastet in den USA zunehmend das Trinkwasser und Grundstückpreise. Der Widerstand aus der Bevölkerung nimmt zu.

Heather McMicken ist nicht allein. Die Hausbesitzerin im US-Bundesstaat Pennsylvania hat zusammen mit drei anderen beschwerdeführenden Familien von einer Ölfirma 1,6 Millionen Dollar Schadensersatz (1,17 Millionen Euro) erhalten. Der Grund: Das Trinkwasser war durch das »Fracking« verseucht worden. Bei dem Verfahren wird chemikalienhaltige Flüssigkeit in den Untergrund gepresst, um im Schiefergestein Öl und Gas freizusetzen.

Umweltschützer sehen die Schiefergasgewinnung durch »Fracking« seit langem als eine Gefahr für die Reinheit des Trinkwassers. Laut einer von Associated Press am Wochenende veröffentlichten Studie auf der Grundlage von Daten aus Ohio, Pennsylvania, Texas und West Virginia könnten sie mit ihrer Warnung Recht haben. Demnach gibt es häufig Beschwerden von Anwohnern über verunreinigtes Trinkwasser in der Nähe von Bohrungsstandorten.

Die vier Bundesstaaten verzeichnen bisher durch die Schiefergasgewinnung mittels Fracking einen wirtschaftlichen Aufschwung, denn es werden in den ländlichen Regionen Arbeitsplätze geschaffen und die Steuereinnahmen steigen. Das Fracking hat die Vereinigten Staaten auf den Weg gebracht, vom großen Importeur zum Nettoenergieexporteur zu werden. Der US-Wirtschaft hilft es zudem, denn die Treibstoffkosten deutlich sinken.

Anwohner in der Nähe von Fracking-Bohrungen beschweren sich allerdings häufiger über verdorbenes Trinkwasser aus örtlichen Quellen. Ein Teil der in den Boden gepressten Chemikalien scheint sich mit dem Grundwasser zu vermischen und so ins Trinkwasser zu gelangen. Die von AP veröffentlichte Studie zeigte aber auch, dass häufig Methangas und nicht die eingebrachten Chemikalien für das verdorbene Trinkwasser verantwortlich ist. Dennoch scheint ein Zusammenhang zwischen den Wasserproblemen der Anwohner und der Nähe von Fracking-Anlagen zu bestehen.

In Pennsylvania sind im vergangenen Jahr fast 400 Beschwerden über Wasserprobleme bei den Behörden eingegangen. Ein Jahr zuvor waren es sogar 500. Die Beschwerden beziehen sich auf zu geringen Wasserdruck und auf verunreinigtes Trinkwasser. Seit 2005 haben die Behörden des Bundesstaates in mehr als 100 Fällen die Beschwerde als gerechtfertigt gewertet. Im Staat sind bisher über 5000 Fracking-Bohrungen vorgenommen worden.

Eine Studie der Duke University hat vor kurzem festgestellt, dass die Lage von Häusern in der Nähe von Fracking-Bohrungen einen negativen Einfluss auf den Preis der Immobilie hat. Der gehe nach Öffnung der Bohrstelle um bis zu 17 Prozent zurück, wenn die Häuser ihr Trinkwasser aus örtlichen Quellen beziehen. In größeren Städten wie Cleveland, Denver oder Los Angeles beziehen die Anwohner ihr Trinkwasser aus dem öffentlichen Leitungsnetz. Aber auch dort gibt es Beschwerden. Weil Fracking die Bodenfestigkeit verändert, kann es zu Rissen in Fundamenten oder welligen Fußböden kommen. »Und dann setzt der Preisverfall ein«, stellt Elisheba Spille vom Fonds für Umweltverteidigung fest.

Die Universität von Texas veröffentlichte kürzlich einen Bericht. Demnach wird beim Abbau von Kohle etwa 50 mal soviel Wasser verwendet wird wie beim Fracking. Das nehmen Fracking-Befürworter, wie der Bürgermeister von Carlsbad (New Mexico), Dale Janway, zum Anlass, ihre Position zu untermauern. Fracking sei ein »nachgewiesen sicherer und langerprobter Prozess. Wenn es richtig gemacht wird, dann ist Fracking das Mittel, das die Wirtschaft ankurbelt und langfristig Wachstum sichert«, so seine Schlussfolgerung.

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