Eine Chance für mehr Vernunft
Roland Etzel zur Übergangslösung im Atomstreit mit Iran
Nach den dramatischen Genfer Atomverhandlungen im Herbst war die nunmehrige Inkraftsetzung des Abkommens zwischen Iran und der 5+1-Gruppe vergleichsweise unspektakulär. Teheran baut vorerst keine Zen᠆trifugen mehr und darf nun für ein paar Milliarden Dollar im Westen eingefrorener Öleinnahmen einkaufen.
Zu verdanken ist das vor allem einer heimlichen Rückkehr Obamas zu einer koexistenten Außenpolitik im Mittleren Osten einerseits und einer Wiederentdeckung diplomatischer Umgangsformen durch Teheran andererseits. Der Widerstand Frankreichs war zwar hinderlich, am Ende aber erwartungsgemäß ohne Belang. Israels Einreden gegen jegliche Abkommen mit Teheran wurden am Ende von niemandem mehr beachtet.
Dennoch ist lediglich Zeit erkauft. Die kalten und heißen Krieger im US-Kongress sind noch längst nicht gewillt, den Pfad der Konfrontation zu verlassen und die Schmach der Teheraner Botschaftsbesetzung vor über 30 Jahren endlich abzuhaken. Die Vorstellungen der Kriegsbesessenen um Senator McCain sind evident wie eh und je, auch wenn sie jetzt einen Dämpfer erlitten. Das gilt ebenso für die in Iran vorerst ins zweite Glied gedrängte Ahmadinedschad-Gruppe. Aber wie es aussieht, wollen beide Seiten diesen Trend nicht durch Kraftmeierei gefährden.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.