Smarties für Schlaumeier

Silvia Ottow findet hochnäsige Belehrungen über die »Pille danach« ärgerlich

  • Lesedauer: 1 Min.

Erneut hat ein Expertengremium dafür votiert, die »Pille danach« in Deutschland aus der Rezeptpflicht zu entlassen. Nur hier, in Italien und Polen wird das Hormonpräparat noch verordnet, im Rest Europas und den USA ist es rezeptfrei. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt es so, medizinische Erkenntnisse sprechen nicht dagegen. Und doch wird es Frauen so schwer wie möglich gemacht, eine Schwangerschaft zu verhindern – etwa wenn ein Verhütungsmittel versagt oder im schlimmen Fall einer Vergewaltigung.

Nicht genug damit, dass Frauen in Notlagen von Ärzten in katholischen Kliniken abgewiesen werden. Sie müssen sich von jungen Politikschlaumeiern verhöhnen lassen, die meinen erklären zu müssen, dass es sich bei der Pille danach nicht um Smarties handele. Hinter dieser herablassenden Bemerkung steckt aber leider mehr als nur eine der üblichen Hochnäsigkeiten des CDU-Bundestagsabgeordneten Jens Spahn. Es ist vielmehr die politische Atmosphäre, in der man Frauen Gebärvorschriften machen kann oder ihnen mit Geld die Bereitschaft abkauft, ihre Kinder unter der privaten Käseglocke zu halten, damit man neue Gesellschaftsmodelle gar nicht erst überlegen muss und entsprechende Vorschläge gleich der Lächerlichkeit preisgeben kann. Da darf man gespannt sein, ob ein CDU-geführtes Bundesgesundheitsministerium die Rezeptfreiheit für die »Pille danach« wirklich in die Wege leiten wird.

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