Rufmord und Erpressung

Beweise für Kampagnen gegen die Bürgerrechtler

  • Reiner Oschmann
  • Lesedauer: 2 Min.

Nachdem acht US-Bürger in der Nacht des 8. März 1971 in das FBI-Büro im Philadelphia-Vorort Media eingedrungen waren, fanden sie unter rund 1000 gestohlenen Dokumenten Beweise für die Überwachung der US-Friedens- und Bürgerrechtsbewegung der 60er und 70er Jahre, für die Kampagnen des Inlandsgeheimdienstes zur Lähmung der Peace und Civil Rights Movement und für den FBI-Versuch, Martin Luther King in den Selbstmord zu treiben.

Trotz massiver Ermittlungen konnten die Whistleblower nie ermittelt werden. Fast 43 Jahre später haben fünf der acht - unter ihnen Bonnie Raines - ihre Namen genannt, nachdem ihre Sicherheit garantiert war. Betty Medsger hatte einst als Reporterin der »Washington Post« für die erste Veröffentlichung gesorgt; sie überzeugte nun die Fünf von der Preisgabe ihrer Identität.

Dem Einbruch in Media ist das Bekanntwerden des großflächigen Überwachungsprogramms zu verdanken, das FBI-Chef J. Edgar Hoover (1895-1972) aufgebaut hatte. Eines der brisantesten Elemente betraf den Existenzbeweis für Cointelpro - wörtlich: Counterintelligence Program. Es beinhaltete das massive Ausspionieren der Friedens-, Bürgerrechts- und Black-Power-Bewegung durch das FBI.

Dazu zählt der Erpressungsbrief an Martin Luther King. Er enthielt Anspielungen auf eine Sex-Affäre und sollte den schwarzen Friedensnobelpreisträger zum Selbstmord bewegen: »King, Ihnen bleibt nur eines noch zu tun. Sie wissen, was das ist.«

Loch Johnson, Professor für nationale und internationale Angelegenheiten an der University von Georgia: »Es ging nicht nur darum, Amerikaner auszuspähen, die Absicht von Cointelpro war, Leben zu zerstören und Rufmord zu betreiben.«

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.