Bloß nicht anstrengen

Silvia Ottow über die Pflegeversprechen der Gesundheitsminister

  • Lesedauer: 1 Min.

Weniger Bürokratie, mehr Zeit für die Pflegebedürftigen, kostenlose Ausbildung, anständige Bezahlung - die Liste der Versprechen, mit denen die Politik die Pflegebranche seit Jahren beruhigt, wird mit jeder Regierung, die das Amt verlässt, länger. In der Realität traut sich niemand an die Lösung der Probleme, weil jeder neue Gesundheitsminister weiß, dass schon jetzt Tausende Pflegekräfte fehlen und steigende Lebenserwartung in Kombination mit lausigen Löhnen sowie schlechten Arbeitsbedingungen in der Branche diese Zahlen weiter in die Höhe treiben werden. Nicht ohne Grund haben die letzten Bundesgesundheitsminister vor allem Kommissionen eingesetzt, um damit Zeit zu schinden.

Private Pflegeheime in Hessen haben jetzt gut qualifizierte chinesische Pflegerinnen angeheuert. Damit setzen sie eine süddeutsche Tradition fort, die darin besteht, sich für die Pflege gut ausgebildeter ostdeutscher oder osteuropäischer Arbeitskräfte zu bedienen. Sie hat inzwischen im gesamten Land Fuß gefasst - in der Hoffnung, dass die Quellen möglichst nicht versiegen und man von eigenen Anstrengungen verschont bleibt. Leider wird es nach all den Jahren des Abwartens kaum noch möglich sein, die Versäumnisse aufzuholen, ohne auf Hilfe zurückgreifen zu müssen. Doch das allein wird nicht ausreichen, um die Pflege zu reformieren.

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