Ü40 im Bolschoi-Eispalast

Eishockey-Veteranen um Jaromir Jagr und Petr Nedved fordern ein letztes Mal den Nachwuchs heraus

  • Manuel Schwarz und Wolfgang Jung, Sotschi
  • Lesedauer: 3 Min.
In Sotschi dürften einige Eishockey-Altstars letztmals olympisches Eis betreten. Zum Auftakt trifft der Tscheche Jaromir Jagr an der Seite seines Kollegen Petr Nedved auf Schweden.

Zu Bescheidenheit hat Jaromir Jagr keinen Grund. Er ist einer der größten Spieler aller Zeiten, soll Tschechiens Eishockeyteam in Sotschi zum Erfolg führen. Doch der NHL-Superstar Jagr schwärmt dennoch vor allem von Auswahlkollege Petr Nedved. Nedved ist 42 Jahre alt, Jagr am Ende dieser Woche auch. Am Mittwoch (18 Uhr/MEZ) eröffnen die Tschechen gegen Schweden das Olympiaturnier der Männer. An Routine haben die »Tre Kronor« ebenfalls etwas zu bieten: Auch Daniel Alfredsson (41) hat bereits vier runde Geburtstage hinter sich.

Gemeinsam mit dem finnischen Rekordmann Teemu Selänne (43) und Sandis Ozolins (40) aus Lettland bilden sie das Ü40-Quintett des Eishockeyturniers von Sotschi. Als die fünf Kufencracks erstmals olympisches Eis betraten, hatten etliche andere aktuelle Stars noch nie einen Schläger in der Hand - oder waren noch gar nicht geboren.

»Womöglich wird er der beste Spieler in unserem Team«, sagte Jagr vor seiner Anreise ans Schwarze Meer über Nedved. Bei beiden Altmeistern sind die Haare auf dem Kopf und im Gesicht schon leicht angegraut, und auch auf den Kufen sind sie längst nicht mehr die flinksten. »Wenn es im Eishockey nur um Schnelligkeit gehen würde, hätte ich schon vor zehn Jahren aufhören müssen«, meint Jagr. In der NHL ist der Stürmer mit der legendären Nummer 68 dank 49 Punkten der unangefochtene Topscorer seines neuen Klubs New Jersey Devils.

In Sotschi kann Jagr nach 1998 zum zweiten Mal Olympiagold gewinnen - mit einem Team, in dem mehr als die Hälfte der Akteure älter als 30 Jahre sind. »Wenn du etwas so liebst wie ich das Eishockey, ist das Alter nur eine Zahl und nicht entscheidend«, findet der zweimalige Weltmeister vom zweimaligen Stanley-Cup-Champion - und schiebt noch eine Spitze hinterher: »Es ist eher traurig, dass manche ältere Spieler besser sind als viele junge.«

Nedved, der 2007 nach 15 Jahren NHL in die tschechische Liga zurückgekehrt war, hatte sich bei einem Testturnier im Dezember in Sotschi für den Olympiakader empfohlen. Dort hätten er und andere betagtere Auswahlkollegen »gezeigt, dass wir uns immer noch mit den besten Spielern messen können«, betonte Nedved mit Genugtuung.

16 Profis aus der NHL hat Tschechiens Coach Alois Hadamczik zur Verfügung - die sich im Gegensatz zu Nedved aber alle an die größere Eisfläche gewöhnen müssen, in Nordamerika ist sie kleiner. »Deswegen kann er ein wichtiger Faktor für uns sein«, meint Jagr, der in den 90ern zwei Jahre mit Nedved bei den Pittsburgh Penguins gespielt hatte. »Außerdem war er bei der WM 2012 stärker als die meisten anderen; vor allem deswegen haben ihn die Trainer geholt.«

Nedveds Rolle nimmt bei Schweden Daniel Alfredsson ein: »So wie er im Moment spielt, würde ich nicht denken, dass er älter als 40 ist«, meint Torhüter Jonas Gustavsson über seinen Klub- und Nationalmannschaftskollegen. Dieser dachte 2010 sein letztes Olympiaturnier zu erleben, ist nun aber doch noch mal dabei. »Das ist ein großartiges Gefühl«, sagte der 41-Jährige nach der Nominierung. Wer nach eineinhalb Wochen mit einem Goldgefühl aus Sotschi abreisen kann - darüber entscheiden diesmal auch die Eishockey-Oldies. dpa

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