Es kracht im Gebälk

Plauens Theater ist in Gefahr - die Stadt streicht Gelder und verweist auf den Landkreis

  • Martin Hardt
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Stadt Plauen in Sachsen will ihren Gesellschafteranteil am Theater Zwickau-Plauen zurückfahren. Theaterfreunde sehen den Fortbestand der Bühne bedroht.

Außer Puppentheater steht bis zum 28. Februar nichts auf dem Spielplan der fusionierten Bühnen Vogtlandtheater Plauen und Theater Zwickau im Westen Sachsens. Die Mitarbeiter sind, wie tariflich vereinbart, im sogenannten Freizeitausgleich, der nichts anderes als Lohnverzicht bedeutet. Wer am 8. Februar in Plauen Faust I sah, Premiere war eine Woche zuvor, konnte jedenfalls nichts von mangelnder Spiellust erkennen. Das Vogtlandtheater war fast bis auf den letzten Platz ausgebucht und die sechs Zwickauer Voraufführungen verzeichneten eine Sitzplatzauslastung von über 70 Prozent. Es scheint, als stelle sich das kulturinteressierte Publikum einer ganzen Region hinter ihr Mehrspartentheater, denn sein Schicksal ist ungewiss.

Die Ankündigung von Plauens Oberbürgermeister Ralf Oberdorfer im Dezember, dass sich seine Stadt die bis 2015 festgeschriebene Theaterförderung von 3,4 Millionen Euro nicht mehr leisten könne und es 1,4 Millionen weniger werden müssten, schlug ein wie eine Bombe. Ein bis dato mit Zwickau und den benachbarten Landkreisen Zwickauer Land und Vogtlandkreis austariertes Finanzierungsgeflecht droht zu reißen.

Auf einer vom Theaterförderverein organisierten Podiumsdiskussion im Vogtlandtheater Mitte Januar wollte OB Ralf Oberdorfer das geplante Kürzungsprojekt als eine Art Aufrüttler für eine neue Finanzierung der Bühnen verstanden wissen. Mit dem Verlust der Kreisfreiheit Zwickaus und Plauens 2008 müssten die Landkreise mit ihren 400 000 Einwohnern mehr Verantwortung übernehmen.

Die Städte Zwickau und Plauen selbst bringen es auf 160 000 Einwohner. Pikanterweise schreibt die sächsische Kulturförderung den Landkreisen vor, sich als »Kulturraum« - in diesem Falle zum Kulturraum Vogtland-Zwickau - zusammenzuschließen und als Gegenfinanzierung eine Kulturumlage zu erheben. Aus ihr stammen die jährlichen zwei Millionen Euro der Landkreise zur Unterstützung des Theaters Plauen-Zwickau. Laut dem Plauener Oberbürgermeister bringen Plauen und Zwickau bis heute aber neun Millionen im Jahr für das Theater auf.

»Der Abend wurde zu einem überwältigenden Bekenntnis aller Beteiligten im Podium und im Publikum zum Erhalt des Fünf-Sparten-Hauses in seiner jetzigen Form. Eine Mitfinanzierung des Theaters durch den Landkreis halten alle für wünschenswert, dass es so kommt, bezweifeln allerdings die meisten«, ist in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift des Theaterfördervereins nachzulesen. In einer Resolution des Vereins an Oberbürgermeister Oberdorfer heißt es: »Kultur hat nicht nur einen Unterhaltungs-, sondern auch einen Bildungsauftrag und darüber hinaus eine große Bedeutung für die Identität und Attraktivität einer Region und einer Kommune.« Oberdorfer kandidiert Mitte Juni noch einmal für eine zweite Amtszeit. Sollte sein Kalkül aufgehen, ist er im Amt, wenn sich nach der sächsischen Landtagswahl am 31. August die Abgeordneten in Dresden neu finden müssen. Dann sind auch die neuen Stadt- und Kreisräte seit dem 25. Mai gewählt. Bei den meisten Kandidaten dürfte die »Theaterfrage« nun weiter oben auf der Agenda stehen.

Wer in diesen kalten, manchmal etwas trostlosen Tagen in den betroffenen Landkreisen unterwegs ist, kann sich leicht vorstellen, dass die dortigen Verwaltungen derzeit wenig Interesse verspüren, ausgerechnet für Theater die Taschen aufzumachen. Von 2008 bis 2013 flossen 66 Millionen zur Förderung von ländlichen Projekten in den Vogtlandkreis, um die Menschen und Firmen hier zu halten. Doch Theater ist auch ein Standortfaktor, wenn man die Hoheit über manchen Stammtisch nicht gänzlich anderen überlassen will.

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