Ramelow für freies WLAN-Netz in Erfurt

Thüringer Linksfraktionschef will Landeshauptstadt zu »Referenzobjekt« machen / Branchenlobby Bitkom skeptisch wegen Umsetzung und Sicherheitsrisiken

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Erfurt. Der Fraktionschef der Linken im Thüringer Landtag, Bodo Ramelow, hat die Installation eines flächendeckenden und kostenfrei nutzbaren WLAN-Netzes in Erfurt angeregt. Die Landeshauptstadt müsse zu einem Referenzobjekt für den einfachen Zugang zu schnellem Internet werden, sagte Ramelow der Nachrichtenagentur dpa. »So viele Menschen nutzen inzwischen ganz selbstverständlich Smartphones, um Information für ihren Alltag abzurufen, dass ein solche Angebot für Städte, die in die Zukunft schauen, heute einfach dazu gehören muss.« Der Branchenverband der IT- und Telekommunikations-Industrie, Bitkom, reagierte zurückhaltend auf den Vorstoß.

Ramelow hält ein flächendeckendes WLAN-Angebot gerade mit Blick auf die Rolle Erfurts für das Hochgeschwindigkeitsnetz der Deutschen Bahn für notwendig. Wenn die Stadt ab 2017 einer der zentralen ICE-Knotenpunkte sei, bringe das auch ein Plus an Touristen und Geschäftsreisenden. Für diese sei ein kostenloses WLAN-Angebot wichtig. Konkret sollten öffentliche Träger wie die Verkehrsbetriebe oder die Stadtwerke den Betrieb der Hotspots übernehmen, schlug Ramelow vor. Für Nutzer müsse es aufgrund der geltenden Rechtslage ein einfaches Anmeldeverfahren geben, damit diese im Fall von Rechtsverstößen identifizierbar seien.

Gerade hier sehen jedoch Vertreter des Branchenverbandes Bitkom einen Grund dafür, dass das frei zugängliche WLAN-Netz in Deutschland noch vergleichsweise dünn ist. So könne der Betreiber eines Hotspots für Rechtsverletzungen belangt werden, die Nutzer über diesen Internetzugang begangenen hätten, sagte Johannes Weicksel, der sich für Bitkom mit Kommunikationstechnik beschäftigt. Um als Betreiber öffentlicher Hotspots aus dieser Haftung entlassen zu werden, hätten Landgerichte unterschiedliche Anforderungen formuliert, so dass hier weiterhin große Rechtsunsicherheit herrsche.

Außerdem wäre Weicksel zufolge die Versorgung ganzer Stadtgebiete mit WLAN auch technisch nur schwer umsetzbar. Die Reichweite der einzelnen Hotspots betrage in der Regel nur etwa 100 Meter. Unverschlüsselte WLAN-Verbindungen könnten zudem ein Sicherheitsrisiko bedeuten. »Sie sind besonders für sogenannte Man-in-the-middle Attacken anfällig, also Angriffe, bei denen sich Dritte unbemerkt in die Datenverbindung zwischen Mobilgeräte und Server einklinken.« Die Alternative zum flächendeckenden Aufbau eines WLAN-Netzes sei das Mobilfunknetz, sagte Weicksel. Deutschlandweit stünden Hochgeschwindigkeits-Mobilfunknetze flächendeckend zur Verfügung. Die seien verschlüsselt und böten daher eine größere Sicherheit. dpa/nd

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