Rückgabe ohne Entschuldigung

Martin Ling über den unwürdigen Umgang mit Nama und Herero

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 2 Min.

Sicher: Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) ist derzeit von der Krim-Krise in Beschlag genommen. Eine Entschuldigung für die Mundfaulheit in Sachen Völkermord an Herero und Nama ist das jedoch nicht. Schließlich hatte er in gemütlichen Oppositionszeiten im März 2012 den unter anderem von der SPD gestellten Antrag auf eine offizielle Anerkennung und Entschuldigung für den Genozid an den Nama und Herero mit unterstützt. Nun hätte er als Außenminister Einfluss, dieses Vorhaben zur Chefsache zu machen und den Koalitionspartner zu einer klaren Ansage zu drängen. Stattdessen schweigt er.

Dass die bloße Rückgabe von Gebeinen nach Namibia nicht ausreicht, zeigte sich vergangene Woche erneut: Die Hälfte der Stühle blieb in Windhoek leer, als die Regierung die betroffenen Volksgruppen und ihre traditionellen Führer in den Parlamentsgarten eingeladen hatte, um die Gebeine von 35 afrikanischen Menschen - darunter Opfer des Genozids an den Herero und Nama - aus der Berliner Charité entgegenzunehmen.

Die Herero und Nama sind es leid, immer wieder von der deutschen Regierung mit seichten Worten abgespeist zu werden: Ihre Position ist die, die auch vom internationalen Bündnis »Völkermord verjährt nicht!« vertreten wird: keine Amnestie für den Genozid.

Die deutsche Regierung spart sich eine Entschuldigung, um sich Reparationszahlungen zu ersparen. Es gilt weiter die vom Grünen-Außenminister Joschka Fischer einst vorgegebene Linie, keine »entschädigungsrelevanten Äußerungen« zu tätigen. Daran haben sich bisher alle in Amt und Würden gehalten, und Steinmeier reiht sich in diese Reihe ein.

Doch der Widerstand gegen die Leugnung des Völkermords durch die Bundesregierung wächst unübersehbar - und das nicht nur in Namibia.

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