Existenzfrage

Grit Gernhardt über solche und solche Nebenjobs

  • Grit Gernhardt
  • Lesedauer: 1 Min.

Über drei Millionen Menschen arbeiten neben ihrem Hauptberuf zusätzlich - allerdings nicht alle, weil sie das Zusatzeinkommen zur Existenzsicherung brauchen: Unidozenten nehmen lukrative Honorarverträge an, Bundestagsabgeordnete kassieren neben ihrem Mandat Einkünfte als Vorstände von Unternehmen oder als Redner. Geringverdienern dagegen, die einen Minijob in Kneipen oder Reinigungsbetrieben annehmen müssen, weil sie sonst nicht über die Runden kommen, können Zusatzeinkünfte von über 250 000 Euro im Jahr, wie sie vier Parlamentarier von CDU und CSU im vergangenen Jahr verbuchen konnten, nur wie Hohn vorkommen.

Denn was vorteilhaft klingt, nämlich die Befreiung geringfügiger Beschäftigungsverhältnisse von Steuern und Sozialabgaben, fällt vielen Menschen später auf die Füße: Wer solche Tätigkeiten ausübt, verliert Sozialversicherungsansprüche. Besonders für Frauen, die häufiger als Männer einem Minijob nachgehen, kann das zum existenziellen Problem werden. Im Gegensatz dazu müssen sich die Parlamentarier über Altersversorgung und Arbeitslosengeld bekanntlich nicht allzu viele Gedanken machen. Möglicherweise ist das Interesse der Regierung, die Privilegierung von Minijobs gegenüber regulärer Beschäftigung aufzuheben, deshalb nicht besonders groß. Dass die aktuellen Zahlen zum Nebenjobboom etwas daran ändern, ist unwahrscheinlich.

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