Neu und nutzlos
Silvia Ottow über Innovationen auf dem Arzneimittelmarkt
Ob es die Mutter ist, bei deren Baby die unheilbare Krankheit Mukoviszidose festgestellt wurde, oder der Mann, dessen Vater an Demenz erkrankte: Jeder Mensch mit einer schweren Krankheit bei sich selbst oder in seinem Umfeld wünscht sich nichts sehnlicher als eine Arznei, die ihn oder seine Lieben von Beschwerden erlöst. Genau das verspricht die Pharmaindustrie gern bei jeder Pille, die sie neu auf den Markt bringt. Doch die Realität sieht anders aus.
Wenn von 20 neuen Wirkstoffen lediglich drei einen Zusatznutzen aufweisen, dann heißt das auch: 17 Mittel dienen lediglich dazu, die Einnahmen der Medikamentenhersteller zu vergrößern. Sie sind überflüssig oder sogar schädlich, müssen aber ebenfalls von der Versichertengemeinschaft bezahlt werden. Das ergibt keinen Sinn, zumal es bei der Fülle der Arzneimittel und den erfolgreichen Marketingmethoden der Hersteller kaum möglich ist, die Ärzte zum Verzicht auf die Verordnung nutzloser Mittel zu bewegen.
Der einzige Weg wäre ein Gesetz gewesen, das die Überprüfung aller Arzneien am Markt angeordnet hätte, nicht nur der neuen. Das hat es bis vor kurzem tatsächlich gegeben, aber noch ehe es umgesetzt werden konnte, hat es der Bundesgesundheitsminister von der CDU wieder abgeschafft. Erstaunlicherweise war das seine erste Amtshandlung im vergangenen Jahr. Wie ist er nur darauf gekommen?
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