Bayern verliert, die Gegner murren

Nach der Niederlage in Augsburg fürchtet die Konkurrenz Wettbewerbsverzerrung

  • Dietmar Kramer, Köln
  • Lesedauer: 3 Min.
Bayern München polarisiert auch in der Niederlage. Das Ende der Erfolgsserie in Augsburg hat eine Debatte über vermeintliche Wettbewerbsverzerrung ausgelöst.

Das Ende der Erfolgsserie von Bayern München hat in der Fußball-Bundesliga Diskussionen über eine Wettbewerbsverzerrung ausgelöst. Sportvorstand Horst Heldt von Schalke 04 und Eintracht Frankfurts Trainer Armin Veh kritisierten Starcoach Pep Guardiola, weil er beim 0:1 beim FC Augsburg auf viele Stars verzichtet hatte.

»Natürlich hat man das mitgekriegt, dass Spieler auf dem Platz gestanden haben, die selten bis noch gar nicht gespielt haben, und man hat auch vernommen, dass der Trainer der Bayern gesagt hat, die Bundesliga ist gelaufen. Ob das Wettbewerbsverzerrung ist, müssen andere entscheiden«, sagte Heldt in einem Interview im »Deutschlandfunk«.

Aus seinem persönlichen Standpunkt zu den sieben Änderungen in Münchens Startelf im Vergleich zum ersten Champions-League-Viertelfinale vier Tage zuvor bei Manchester United machte er gleichwohl kein Hehl: »Die Bayern schicken ja auch immer ein paar schlaue Sprüche, die alle anderen aufzunehmen haben. Das ist kein guter Stil, wenn man so agiert, dass es für andere Probleme geben könnte. Das hat auch mit Charakter zu tun.«

Der Ex-Profi, der mit seiner Kritik auch Druck auf München für das Duell am nächsten Wochenende mit Schalkes Champions-League-Konkurrent Borussia Dortmund beabsichtigte, stand mit seiner Sichtweise nicht allein. Veh Armin zeigte auch nur bedingt Verständnis für die Bayern-Rotation vor dem Rückspiel gegen Manchester. »Für die Liga ist das nicht okay«, klagte der Eintracht-Trainer.

Dabei hat sein Bayern-Kollege Guardiola in Augsburg lediglich auf die gleiche Weise Prioritäten gesetzt wie erst kürzlich noch Veh selbst: Bei Frankfurts Gastspiel in München hatte der Coach wegen der Chancenlosigkeit gegen den seinerzeit unschlagbar scheinenden Triple-Gewinner sogar ausdrücklich einige Stammkräfte für wichtigere Spiele im Abstiegskampf geschont.

Bremens Trainer Robin Dutt kritisierte nicht nur die Aufstellung, sondern auch die Einstellung der Bayern. Der Werder-Coach ärgerte sich im Sport1-Doppelpass über »Bilder von der Ersatzbank«, die Münchner Spieler in sozialen Netzwerken veröffentlichten, »als ob man in der Bundesliga noch ein bisschen Freizeitvergnügen machen will«.

Guardiola ließ mit dem maximal erreichbaren Erfolg als Ziel alle Kritik an seiner misslungenen Rotation - drei U20-Spieler standen in der Startelf und Stars wie Franck Ribéry, Arjen Robben oder Philipp Lahm waren erst gar nicht nach Augsburg gekommen - gewohnt lässig abtropfen. »Das Spiel gegen Manchester ist ein Finale, da geht es um Tod oder Leben«, so erklärte der Spanier seine Entscheidungen bei der Aufstellung unmissverständlich.

Den gesunkenen Stellenwert von Bundesligaspielen für seine Planungen nach der schon früh erfolgreich verteidigten Meisterschaft bestätigte Guardiola mit ebenso viel Nachdruck: »Wenn es wichtig gewesen wäre, wären Philipp, Franck und Arjen dabei gewesen. Aber die Bundesliga ist vorbei, das ist im Museum von Bayern München und bleibt für immer da.«

Wie sehr die Münchner die Liga grundsätzlich - ob als Dauersieger oder als Überraschungsverlierer - polarisieren, verdeutlichte in der Debatte am Wochenende Manager Christian Heidel vom Augsburger Europa-League-Rivalen FSV Mainz 05: »Den Bayern war klar, dass es Diskussionen gibt, wenn es schiefgeht.« SID

Restprogramm der Bayern

Borussia Dortmund (Heimspiel)

Eintracht Braunschweig (Auswärtsspiel)

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Hamburger SV (A)

VfB Stuttgart (H)

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