ADAC versucht Neustart

Delegierte segnen Reformpläne der Führung ab

  • Jörg Fischer, Saarbrücken
  • Lesedauer: 2 Min.
Transparenz ist das neue Zauberwort beim ADAC. Doch hat der Automobilclub da nach wie vor noch viel Nachholbedarf.

Mitten in der Krise haben die ADAC-Funktionäre auf Geschlossenheit gesetzt. Per Handzeichen segneten die Delegierten des 111 Jahre alten Autofahrerclubs die Reformpläne ihrer Führung einmütig ab. Zuvor hatte der amtierende Präsident August Markl die 197 stimmberechtigten Vertreter im Saal beschworen: »Ich bitte Sie herzlich, begleiten und unterstützen Sie uns auf dem vor uns liegenden, sicher langen und nicht einfachen Weg.«

Dabei musste Markl - das war von Anfang an klar - ein Nein nicht fürchten. Die akribisch vorbereitete Hauptversammlung am Samstag in Saarbrücken war für den ADAC ein wichtiger Meilenstein zurück zur Normalität. Doch der Weg wird steinig bleiben. Das Ansehen des mit knapp 19 Millionen größten deutschen Vereins hat durch die Manipulationen beim Autopreis Gelber Engel und immer neue Berichte über Vetternwirtschaft nachhaltig gelitten. Rund 290 000 Mitglieder verließen seitdem den Verein.

»Das Vertrauen in die Institution ADAC ist schwer beschädigt«, sagte Edda Müller. Die Chefin von Transparency International Deutschland sprach für den Beirat, den der ADAC zur Aufarbeitung der Krise eingesetzt hat. Sie ermahnte den Club, dass die bisher gezogenen personellen Konsequenzen kaum reichen dürften. »Damit ist die ADAC-Welt längst nicht wieder in Ordnung.«

In der Aussprache warnte allerdings auch der eine oder andere Delegierte davor, mit dem Versprechen eines »neuen ADAC« zu große Erwartungen zu wecken. Reformen ja, aber nur so lange sie dem Vereinszweck - Hilfe, Beratung und Vorteile für die Mitglieder - nicht schaden. Die Delegierten billigten einstimmig den Vorschlag ihrer Führung, die anstehende Präsidiumswahl zu verschieben. Auf Dauer will Markl, Vorsitzender des mächtigen Regionalclubs Süd-Bayern, zwar den Job nicht machen, aber erst mal auf dem Chefposten bleiben. »Wir wollen ein Gesicht von draußen«, betonte Markl. Bisher habe man keines gefunden. Bis zum Mai 2015 muss dies aber gelingen, dann wird neu gewählt.

In Saarbrücken herrschte weitgehend Harmonie, doch beim Reformprozess müssen die kniffligen Fragen noch gelöst werden. Die positiv beantwortete »Vertrauensfrage« am Ende seiner Rede sei ein geschickter Schachzug von Markl gewesen, meinte Transparency-Chefin Müller. »Transparenz« lautet das auch in Saarbrücken immer wieder postulierte Ziel.

Gerade da gibt es jetzt noch viel zu tun. So konnten oder wollten Markl und die Geschäftsführung am Samstag keine genaue Übersicht über die ADAC-Wirtschaftsunternehmen geben. Das solle bei der Bilanz-Pressekonferenz im Juni geschehen. »Bisher war das nicht so nötig«, sagte Markl auf eine Reporterfrage. Hauptziel bleibt es, wie eh und je ein Verein zu bleiben. Steuerliche Erleichterungen seien dabei kein »primäres Ziel«, beteuerte Markl. dpa/nd

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