Nachwehen eines Parteitags

Der abgewählte Schatzmeister Raju Sharma sieht sich durch Linksparteichefin Katja Kipping beschädigt

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 2 Min.
Die LINKE-Chefs Katja Kipping und Bernd Riexinger haben die Wahl von Thomas Nord zum Schatzmeister unterstützt. Der unterlegene Raju Sharma klagt nun, es seien Gerüchte über ihn verbreitet worden.

Der abgewählte Schatzmeister der LINKEN, Raju Sharma, sieht sich als Opfer einer Intrige. In einem Offenen Brief wirft er der Parteivorsitzenden Katja Kipping vor, beim Berliner Bundesparteitag in Delegiertenberatungen und anderen Abstimmungsrunden Gerüchte »eines wie auch immer gearteten Vergehens« Sharmas, der sich vier Jahre um die Finanzen der Partei gekümmert hatte, gestreut zu haben. Ziel dieser vermeintlichen Gerüchte soll gewesen sein, dass der Brandenburger Thomas Nord anstelle von Sharma das Amt übernimmt. Nord, dessen Kandidatur von Kipping und Ko-Chef Bernd Riexinger offen unterstützt worden war, setzte sich im zweiten Wahlgang gegen Sharma durch. Auch Nord hatte in seiner Vorstellungsrede von einem Konflikt zwischen dem Schatzmeister und dem geschäftsführenden Parteivorstand gesprochen, ohne näher darauf einzugehen.

Der aus Hamburg stammende Sharma meinte, er sei daraufhin von Delegierten gefragt worden, ob er womöglich »in die Kasse gegriffen« hätte. »Wenn Genossen aufgrund derartiger Andeutungen glauben, ich hätte mich an dem mir anvertrauten Parteivermögen vergriffen, ist dies für mich nicht nur persönlich inakzeptabel, sondern auch geeignet, meine berufliche Integrität als öffentlich Bediensteter nachhaltig zu beschädigen«, schreibt Sharma. Er bat Kipping, »entweder öffentlich klarzustellen, dass ich mir in meiner Funktion als Bundesschatzmeister und Mitglied des Parteivorstands nichts habe zuschulden kommen lassen, oder aber die gestreuten und genährten Gerüchte zu konkretisieren«.

Gegenüber »nd« sagte Sharma, dass Kipping bei der sächsischen Delegiertenberatung auf dem Parteitag, bei der er selber auch dabei gewesen sei, gesagt hätte, sie sei grundsätzlich dafür, alles transparent zu machen. Manchmal sei es aber im Interesse des Wohls der Partei, solche Konflikte im geschäftsführenden Parteivorstand, die zu einem Vertrauensverlust geführt hätten, nicht offen auszusprechen, soll Kipping gesagt haben. Deswegen hätte sie Vorwürfe gegen Sharma lediglich angedeutet.

Er selber wisse nicht, welcher Konflikt gemeint sein könnte, sondern könne nur raten, so Sharma. Allerdings räumte der ehemalige Bundestagsabgeordnete ein, dass es zwischen ihm und den beiden Parteivorsitzenden in den letzten zwei Jahren nie eine besonders vertrauensvolle Zusammenarbeit gegeben habe. So war es in dieser Zeit etwa zu Meinungsverschiedenheiten über Einsparvorschläge des Schatzmeisters gekommen. Auf dem Parteitag sagte Sharma, dass nicht alles, was die Partei wünsche, auch bezahlbar sei.

Kipping war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Linksparteisprecher Alexander Fischer sagte dem »nd«: »Sie wird Sharma persönlich antworten. Mehr gibt es zu dem Thema nicht zu sagen.«

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