Mao Zedongs Scherbenhaufen

Politiker und Medien damals zur Protestbewegung von 1989

  • Lesedauer: 2 Min.

Arbeiterkampf, 29. Mai 1989:

Wie lange sich Li Peng und Deng Xiaoping noch halten können, ist schwer zu sagen. Wahrscheinlich werden sie einen Scherbenhaufen hinterlassen, der alles, was Mao Zedong über Deng gesagt hat, nicht als Bestätigung, sondern womöglich als Beschönigung erscheinen lassen wird.

Wolfgang Fritz Haug, 4. Juni 1989:

In Peking ein Massaker, die Bewegung für Demokratie wird niedergemacht. Nach langem abwartenden Hin und Her. Kurzfristige Machtsicherung im Tausch für langfristige Unterhöhlung. Ein Panzer, der im Morast versinkt. Mir fällt ein, was Ekkehart Krippendorff über Dummheit geschrieben hat: dass der Staat ein ausgezeichneter Ort für sie ist.

Tagesbefehl der Führung der chinesischen Volksbefreiungsarmee, 5. Juni 1989:

Ihr habt euch für die Verteidigung der Hauptstadt unseres großen Vaterlandes unauslöschliche historische Verdienste erworben. Die Partei dankt euch, das ganze Volk dankt euch.

Karoly Grosz, Vorsitzender der Ungarischen Sozialistischen Arbeiterpartei, 5. Juni 1989:

Diese Methoden haben nichts mit Sozialismus gemein.

Kommentar in der Prawda, 6. Juni 1989:

Ich denke, dass der Armee-Einsatz zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung eine ebenso extreme Maßnahme wie die Amputation eines Beines ist.

Erklärung der Volkskammer der DDR, 8. Juni 1989:

Die Abgeordneten der Volkskammer stellen fest, dass in der gegenwärtigen Lage die von der Partei- und Staatsführung der Volksrepublik China beharrlich angestrebte politische Lösung innerer Probleme infolge der gewaltsamen, blutigen Unruhen verfassungsfeindlicher Elemente verhindert worden ist. Infolgedessen sah sich die Volksmacht gezwungen, Ordnung und Sicherheit unter Einsatz bewaffneter Kräfte wieder herzustellen.

Tageszeitung, 9. Juni 1989:

Genau einhundert Jahre, nachdem sich in Paris die Zweite Internationale zusammenfand, und genau siebzig Jahre nach der Gründung der Dritten Internationale haben die Reaktionen der sozialistischen Staaten auf die Massaker des Tiananmen endgültig gezeigt, dass es keine Internationale mehr gibt.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal