Der Vulkan freut die Sender

WM-PORTRÄT

  • Stephan Fischer
  • Lesedauer: 2 Min.
Bislang gaben die Trainer bei dieser WM für die Kameras nicht so viel her. Die große, besser gesagt, ziemlich kleine Ausnahme ist Miguel Herrera (56), der Nationaltrainer Mexikos, der wütet, tobt und jubiliert.

Bislang gaben die Trainer bei dieser WM für die Kameras nicht so viel her. Luis van Gaal, mit den Niederlanden immerhin als Sieger aus der sogenannten Todesgruppe B herausgegangen, kultiviert seine freudlose Oberlehrerhaftigkeit. Brasiliens Felipe Scolari wirkt in seinem blauen Trainingsanzug wie ein gutmütiger Großvater, der sich am Buffet in einem Kurort im Harz nicht so recht entscheiden kann, welches Fischgericht denn heute auf den Teller soll. Schmeckt doch alles so gut.

Die große, besser gesagt, ziemlich kleine Ausnahme ist Miguel Herrera (56), der Nationaltrainer Mexikos. Der wegen seiner 1,68 Meter Körpergröße und der gedrungenen Statue auch »El Piojo« (spanisch für Laus) genannte frühere Außenverteidiger wütet, tobt und jubiliert derart an der Außenlinie, dass der »emotionale Vulkan« Jürgen Klopp neben ihm plötzlich nur noch wie ein müdes Herbstfeuer in der Schrebergartenkolonie von Lüdenscheid-Nord wirkt. Nach dem 3:1 gegen Kroatien riss Herrera seine Spieler an der Seitenlinie nacheinander derart nieder, dass man um ihre Gesundheit fürchten musste: Grätscht er den nächsten Spieler im Siegestaumel fernsehtauglich ganz einfach aus dem Stadion?

Das mexikanische Fernsehen spielte auch eine gewichtige Rolle bei seiner Einstellung vor den Playoff-Spielen zur WM gegen Neuseeland. Herreras Berufung als vierter Trainer innerhalb von nur 42 Tagen im chaotischen Herbst 2013 gilt als maßgeblich beeinflusst von Televisa, dem weltweit größten spanischsprachigen Fernsehsender. Deren Übertragungsrechte an der WM wären ohne Mexiko und damit ohne Herrera kaum noch etwas wert gewesen. Jetzt sind beide vor den Augen der Welt ins Achtelfinale getobt.

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