Franzosen träumen vom Titel

Viel Zuversicht vor dem heutigen Spiel gegen die Super Eagles aus Nigeria

  • Oliver Mucha, Brasilia
  • Lesedauer: 3 Min.
Prächtige Stimmung und riesiges Selbstvertrauen: Vor dem Achtelfinale gegen Nigeria sprechen die Franzosen offen vom WM-Titel.

Karim Benzema und Mathieu Valbuena scherzten im Training ausgelassen miteinander, während Trainer Didier Deschamps das Treiben seiner Stars sichtlich amüsiert von der Seitenlinie verfolgte. Vor dem heutigen Achtelfinale gegen Nigeria in Brasília ist die Stimmung bei den Franzosen gelöst und das Selbstvertrauen riesig. Die Runde der letzten 16 soll eine Zwischenstation auf dem Weg zum zweiten WM-Titel sein.

«Das Achtelfinale ist nicht genug. Wir wollen Titel gewinnen. Und es wäre ein Misserfolg, wenn wir den Pokal nicht gewinnen würden. Wir wollen das Ding durchziehen», sagte Bacary Sagna vor dem Duell der Equipe Tricolore mit dem Afrikameister. Ganz so forsche Töne sind von Deschamps zwar nicht zu hören, aber auch der Weltmeister von 1998 betont: «Wir sind noch nicht fertig.»

In der Heimat wächst derweil die Euphorie um Les Bleus täglich. In einer Internetumfrage der L'Equipe zweifelten nur acht Prozent am Einzug ins Viertelfinale, zudem wird schon darüber diskutiert, ob man die Paraden anlässlich des französischen Nationalfeiertags am 14. Juli verschieben soll.

Tags zuvor findet das WM-Endspiel statt. Staatspräsident Francois Hollande hat diese Pläne zwar abgelehnt, plant aber schon eine Reise im weiteren Turnierverlauf nach Brasilien. «Ich bin nicht dazu da, die Euphorie der Leute zu bremsen - im Gegenteil! Wir wollen sie noch lange feiern lassen sagte Deschamps.

Nach dem blamablen Vorrunden-Aus bei der WM vor vier Jahren in Südafrika unter peinlichen Begleitumständen haben die Franzosen ihre Liebe zur Nationalmannschaft wiederentdeckt - den verletzten Superstar Franck Ribéry vermisst derzeit niemand. Valbuena hat sich mit seiner erfrischenden Spielweise in den Vordergrund gedrängt. Der 29-Jährige zeigt aber auch Respekt vor dem kommenden Gegner: »Nigeria ist eine ziemlich starke Mannschaft, auch physisch. Sie verbreitet viel Torgefahr.«

Yohan Cabaye warnte seine Mitspieler daher vor zu großem Übermut. »Wir sollten uns nicht unnötig unter Druck setzen. Wir müssen jede Arroganz vermeiden. Sonst werden wir einige Probleme bekommen«, sagte der Mittelfeldspieler von Meister Paris St. Germain. Auch Deschamps will noch nicht an ein mögliches Viertelfinale gegen Deutschland denken. »Wir empfinden eine große Befriedigung über das, was wir bisher erreicht haben. Aber jetzt beginnt ein zweiter Wettbewerb. Wir müssen es Schritt für Schritt angehen«, sagte der Trainer.

Torjäger Benzema von Champions-League-Sieger Real Madrid sieht noch Steigerungspotenzial beim zweimaligen Europameister: »Wir wollen weiter zulegen und dürfenNigeria auf keinen Fall unterschätzen.«

Nach dem Ende des Prämienstreits will Nigeria nach dem Achtelfinal-Aus 1994 und 1998 erstmals in ein WM-Viertelfinale vorstoßen. »Wir sind Afrikameister und haben eine kollektive Verantwortung - für unser Land und für unseren Kontinent«, sagte Trainer Stephen Keshi. Joseph Yobo fühlt sich derweil in der Rolle des Außenseiters pudelwohl. »Wir haben nichts zu verlieren. Viele geben uns keine Chance, aber wir wollen es schaffen«, sagte der Kapitän der Super Eagles: »Wir sind hier, um für unser Land zu spielen und Erfolg zu haben.«

Dafür bedurfte es nach einem Trainingsboykott aber erst einmal der Hilfe des Staatspräsidenten. Goodluck Jonathan bewilligte nach Angaben des Internetportals africanfootball.com angeblich eine Summe von 3,8 Millionen US-Dollar. Trainer Stephen Keshi hatte hingegen die Debatte um WM-Prämien dementiert: »Es gibt kein Geld-Thema.« SID

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