Erotik statt EDV
Ingolf Bossenz lobt die CIA für ihren Mut zum Menscheneinsatz
Er gilt noch etwas. In dieser Welt des Webspace-Wahns, des Handy-Hypes und der Krypto-Kälte steht er da wie ein erratisches Zeichen, ach was, wie ein Zeichen-Block: der Mensch. Wie stolz das klingt!, möchte man mit Maxim Gorki der Brudermacht jenseits des Atlantiks beglückt zurufen. Mehr als ein Dutzend Regierungsmitarbeiter in Deutschland habe die CIA als Quellen geführt, wurde am Sonntag gemeldet. Menschen!
Keine Riesendatenstaubsauger, die rüsselnd in den Äther ragen; keine megalomanen Maschinen, die Hekatomben tumben Turtelns der Telekommunikation entreißen. Vergessen auch der verzweifelte Ruf’ Richards III.: »Ein Nerd! Ein Königreich für ein’ Nerd!« Nicht Nerds, die in verdunkelten Hinterzimmern autoerotisch-computerisierter Weltfremdheit frönen, brauchen wir, sondern vom wahren Leben erhellte Menschen, die in vorderster Front für das Gelingen der transatlantischen Partnerschaft kämpfen - in den Ministerien und Institutionen, in den Sendern und Redaktionen, ja, auch in den Fabriken und auf den Feldern.
Wir brauchen den Spion und die Spionin, die das Menschliche, Allzumenschliche schlechthin verkörpern: den Mut, die Angst, die Liebe, den Hass, die Gier, die Kraft und die Herrlichkeit einer jahrtausendealten Kundschafterkultur. Gut, Exotik und Erotik mögen in Innen- oder Wirtschaftsministerium eher rar gesät sein. Aber im Notfall kann der ödeste Konferenzraum zum Oval Office werden. Wer weiß das besser als die CIA. Darum setzt sie auf den Menschen. Danke.
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