Seehofer nimmt's persönlich

Fabian Lambeck über den Mautstreit in Bayern

  • Fabian Lambeck
  • Lesedauer: 1 Min.

Man weiß nicht, was Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer durch den Kopf gegangen ist, als er in der »Welt am Sonntag« lesen musste, dass sein Innenminister Joachim »Brutus« Hermann Ausnahmen bei der geplanten Maut für ausländische Fahrzeughalter fordert. An der ungewöhnlich scharf formulierten Reaktion des CSU-Chefs konnte man aber erkennen, dass Seehofer die Kritik an der Maut als persönlichen Angriff aufgefasst haben muss.

Seehofer ist nervös. Längst ist der Übervater, der seine Partei zur absoluten Mehrheit führte, nicht mehr unumstritten. Sein Konzept des antizipierenden Populismus, das den Volkszorn nicht nur bedient, sondern schürt bzw. vorwegnimmt, schafft für die Partei ein Glaubwürdigkeitsproblem. Seehofers Oppositionsrhetorik wirkt oftmals nur noch lächerlich. Schließlich regiert die CSU im Land und im Bund. Wer immer nur Stimmungen bedient oder diese anheizt, nährt zudem den Verdacht, dass es ihm an einer politischen Vision mangelt. Dass jetzt führende CSU-Politiker öffentlich Kritik üben, lässt bei Seehofer die Alarmglocken schrillen. Auch wenn Hermann nur Ausnahmen bei der Maut fordert, so zielt er doch auch gegen seinen Chef. Denn es war Seehofer, der die Maut gegen alle Widerstände bei den Koalitionsverhandlungen durchdrücken ließ. Scheitert die Maut, dann dürften die kritischen Stimmen in der CSU lauter werden.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal