Schwarze Krücke

Antje Hermenau ist Fraktionschef der Grünen in Sachsen

  • Hendrik Lasch
  • Lesedauer: 2 Min.

Dass Antje Hermenau ein Faible für kuriose Sportarten hegt, war bekannt. Ein Beispiel: japanischer Kampfsport. Wenn die Frontfrau der sächsischen Grünen den Entschluss ihrer Partei lobte, sich im Wahljahr 2014 alles offen zu halten und bis zur Landtagswahl am 31. August weder ein Bündnis mit LINKEN und SPD noch eins mit der CDU auszuschließen, nennt sie das: »starkes politisches Kung-Fu«. Wie hoch das Verletzungsrisiko ist und wie kräftig man auf die Nase fallen kann, zeigt sich in fünf Wochen. In Umfragen liegen die Grünen bei sechs bis acht Prozent.

Dass Bauerngolf ein gefährlicher Sport ist, hat Hermenau bereits erfahren - bei einem Kurzurlaub kurz vor Beginn des Wahlkampfs. Bauerngolf, so durften die Leser der »Dresdner Morgenpost« dank der grünen Sportsfreundin gestern lernen, funktioniert wie richtiges Golf, wird aber mit Fußbällen gespielt. Hermenaus Knie war indes nur auf Golfbälle eingerichtet und muckerte. Das endgültige Aus kam, als die 50-jährige Kandidatin dann auch noch auf Leitern kletterte und Plakate klebte. Ob eine Operation ansteht und die Wahltour in Gefahr gerät, war gestern noch unklar; Fakt ist, dass die Spitzengrüne am Stock geht - eine Steilvorlage für die stichelnde politische Konkurrenz.

Hermenau wäre freilich nicht Hermenau, wenn sie das medizinische Bulletin nicht noch mit einer politischen Spitze garniert hätte. Sie habe eine Schiene erhalten - in Schwarz, sagt sie und unterstreicht den Gag: »Schwarz gibt mir jetzt Stabilität!«

Jaja, die Antje, dürfte mancher Skeptiker in den eigenen Reihen da geseufzt haben. Schließlich gilt Hermenau trotz der zur Schau gestellten Offenheit ihrer Partei für alle Lager als Befürworterin eines Bündnisses mit der CDU, das sie einmal als »Koalition für Fortgeschrittene« bezeichnet hat. In der Partei indes birgt das Thema viel Sprengstoff, und wie viele Wähler absprängen, wenn sich die Grünen in dieser Richtung festlegten, ist unklar. Also sucht man sich alle Optionen offen zu halten - und gibt dennoch versteckte Signale. Ein Beispiel? Das Bein, das sich als Hermenaus schwächeres erwies, war - ausgerechnet das linke.

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