Glanzlichter im Musenalltag

Die 55. Weimarer Meisterkurse wurden von einem Konzertreigen begleitet

  • Dietrich Bretz
  • Lesedauer: 2 Min.

Franz Liszt - dessen Denkmal im Weimarer Ilmpark an seine Jahre als Hofkapellmeister in der Klassikerstadt erinnert - wäre sicher begeistert gewesen, wenn er die auch heuer wieder aus nah und fern zu Kursen angereisten jungen Musiker hätte erleben können. Hatte doch der Maestro mit den hier in den 1870/80er Jahren von ihm begründeten Klavier-Meisterkursen den Grundstein gelegt für jene Seminare.

Bereits zum 55. Mal verwandelte sich in diesem Sommer die Franz-Liszt-Hochschule in eine klingende Pflanzstätte lernbegieriger Jugend, die bei renommierten Gastprofessoren die Geheimnisse vollendeter Interpretationskunst zu ergründen suchte. 1960 ins Leben gerufen und ab 1961 als »Internationales Musikseminar der DDR in Weimar« benannt, verstanden sich diese damals staatlich finanzierten Seminare als Pendant zu den Salzburger Sommerkursen. Seit Ende der 1990er Jahre figurieren sie als »Weimarer Meisterkurse«.

Wo wird Seminaristen schon die Gelegenheit geboten, mit einem Berufsorchester vom Rang der Jenaer Philharmonie zusammenzuarbeiten? Allabendliche Konzerte der Gastprofessoren und hervorragender Seminarteilnehmer setzten Glanzlichter im Musenalltag. So wird die Seminararbeit in die Breite getragen.

Weit gefächert war das Angebot der Kurse, zu denen mehr als 180 Teilnehmer aus 28 Ländern gekommen waren. Für den hohen Rang der elf Meisterkurse sorgten prominente Künstlerpersönlichkeiten, von denen mehrere bei den Konzerten Proben ihrer Interpretationskunst gaben. Der russische Pianist Konstantin Scherbakov etwa, seit 2003 Stammgast in Weimar, hatte für sein Recital neben Stücken von Chopin und der Java-Suite des US-amerikanischen Pianisten Leopold Godowsky auch Beethovens 2. Sinfonie in einer Transkription von Liszt ausgewählt - Kompositionen, denen er in technischer Brillanz und Nuancierungsvermögen nichts schuldig blieb.

Ein ausgezeichneter Ruf geht auch der in Israel gebürtigen Klarinettistin Sharon Kam voraus. Vom phänomenalen Gestaltungsvermögen der Künstlerin legte ihr Meisterabend - gestaltet in bestechender Korrespondenz mit dem Pianisten Stephan Kiefer - beredtes Zeugnis ab. Nicht nur Schumanns »Drei Romanzen«, op. 94, und Webers »Grand Duo concertant«, op. 48, auch Raritäten wie Alban Bergs »Vier Stücke«, op. 5, und Max Regers 3. Klarinettensonate erstanden da in subtiler Ausformung.

»Die Besten zum Schluss« - so das Motto des Abschlusskonzerts: Studenten im Dialog mit der von Markus L. Frank geleiteten Jenaer Philharmonie. Facettenreich das Programm, bei dem Teilnehmer der Kurse Violine, Kontrabass, Klarinette und Klavier ein Podium erhielten. Die Pianistenriege war mit gleich drei Seminaristen vertreten. Da konnte der Schweizer Christoph Berruex mit seinem betont lyrischen Interpretationsansatz von Liszts Klavierkonzert Es-Dur ebenso überzeugen wie Eka Bokuchava aus Georgien, die im Kopfsatz des 3. Klavierkonzerts von Prokofjew virtuose Brillanz mit Ausdrucksintensität verband. Ein würdiges Finale!

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