Brasilien: Sozialistischer Präsidentschaftskandidat tot

Flugzeug von Eduardo Campos stürzt in Häusersiedlung / Insgesamt sieben Opfer / Rousseff ordnete ein dreitägige Staatstrauer an

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Schock im brasilianischen Präsidentschaftswahlkampf: Der Kandidat der Sozialistischen Partei PSB, Eduardo Campos, ist am Mittwoch bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Der 49-Jährige war an Bord einer Maschine des Typs Cessna 560XL, die aus ungeklärter Ursache in Santos, rund 60 Kilometer von São Paulo, abstürzte. Mit ihm kamen sechs weitere Passagiere ums Leben, darunter sein persönlicher Assistent und sein Pressesprecher.

Campos galt als einer der aussichtsreicheren Kandidaten bei der Präsidentschaftswahl am 5. Oktober. In Umfragen lag er auf Platz drei, aber weit abgeschlagen hinter Amtsinhaberin Dilma Rousseff. Im Team mit der früheren Umweltministerin Marina Silva wollte Campos Rousseff herausfordern. Dem Kabinett von Rousseffs Vorgänger Luiz Inácio Lula da Silva gehörte er 2004/2005 als Wissenschafts- und Technologieminister an. Bis April dieses Jahres war er Gouverneur des Bundesstaat Pernambuco.

Campos hielt sich am Mittwoch in Rio auf, weil er dem Sender Globo dort ein Interview gab. Anschließend flog er nach lokalen Medienangaben zu Wahlkampfterminen vom innerstädtischen Flughafen Santos Dumont weiter in Richtung Guarujá in der Nähe der Küstenstadt Santos. In Santos stürzte das Kleinflugzeug gegen 10 Uhr dann in eine Häusersiedlung. »Wir sind alle geschockt«, hieß es in einer ersten Mitteilung der politischen Organisation von Marina Silva, die sich auf den Weg nach Santos machte.

An Bord des Kleinflugzeuges waren insgesamt sieben Passagiere, die nach Behördenangaben alle ums Leben kamen. Neben Campos, seinen beiden Beratern, starben auch der offizieller Fotograf der Wahlkampagne und ein Kameramann sowie die beiden Piloten. Zum Zeitpunkt des Unglücks herrschten schlechte Wetterbedingungen. Campos hinterlässt eine Frau und fünf Kinder, das jüngste kam erst im Januar zur Welt.

Rousseff ordnete ein dreitägige Staatstrauer an. Campos sei ein Beispiel für einen Demokraten gewesen. »Ganz Brasilien trauert. Wir haben heute einen großen Brasilianer verloren, Eduardo Campos. Ich bin sehr traurig«, hieß es in einen Schreiben der Präsidentin. Rousseff setzte auch ihre Wahlkampftermine für drei Tage aus.

Der PSB-Kandidat war der Enkel des bekannten linken brasilianischen Politikers, Miguel Arraes, der vor neuen Jahren auf den Tag genau, am 13. August 2005, starb. In letzten Umfragen vom Juli hatten acht Prozent der Befragten angegeben, dass sie bei der Präsidentschaftswahl für Campos stimmen wollten. Auf Rousseff entfielen 38 Stimmen und auf den dritten prominenten Kandidaten, Aécio Neves, 22 Prozent. dpa/nd

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