München lässt die Fußballwelt staunen

Nach Mehdi Benatia verpflichtet der FC Bayern auch noch Xabi Alonso - eine millionenschwere Kampfansage an die Konkurrenz

  • Manuel Schwarz, München
  • Lesedauer: 4 Min.
Während ein Millionenprofi vorgestellt wird, ist der nächste schon im Anflug. Mit Abwehrass Mehdi Benatia und Ex-Weltmeister Xabi Alonso lässt der FC Bayern kurz vor Transferschluss aufhorchen.

Mit zwei spektakulären Transfercoups versetzt der FC Bayern kurz vor Ende der Transferperiode die Fußballwelt in Erstaunen. Der 26-Millionen-Euro-Verteidiger Mehdia Benatia saß bei seiner offiziellen Vorstellung in München noch auf dem Podium, als die Verantwortlichen des Rekordmeisters gleich den nächsten Hochkaräter ankündigten. Kein Geringerer als der spanische Routinier und Ex-Weltmeister Xabi Alonso soll im defensiven Mittelfeld die jüngsten Ausfälle kompensieren, verkündete Sportvorstand Matthias Sammer am Donnerstag: »Wir sind dann sehr, sehr gut aufgestellt.«

Mit dem Spieler seien sich die Münchner »im Grundsatz« einig, sagte Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen. Alonso wurde schon am selben Tag zur sportärztlichen Untersuchung an der Isar erwartet. Die Zustimmung von Noch-Klub Real Madrid scheint nur eine Frage der Zeit, zwischen den Vereinen liefen derzeit »weit gediehene Gespräche«, so Dreesen. Entgegen weitverbreiteten Medienberichten soll der 32-jährige Spanier nicht ausgeliehen, sondern sogar fest verpflichtet werden. In spanischen Medien war von einem Jahressalär von zehn Millionen Euro brutto die Rede. Details zu den Modalitäten des Wechsels verrieten die Bayern noch nicht.

Der FC Bayern macht ernst - es ist eine Kampfansage an die Konkurrenz in Deutschland und auch Europa, die auf schwächelnde Münchner nach der kräftezehrenden Weltmeisterschaft in Brasilien gehofft hatte. »Von der Altersstruktur und seiner Konstitution her ist er in der Lage, noch mindestens zwei Jahre auf Topniveau zu spielen«, sagte Sammer über Alonso, der nach Javi Martínez, Thiago Alcántara, Pepe Reina und Juan Bernat der fünfte Spanier im Bayern-Kader wäre; dazu kommt Trainer Pep Guardiola.

Apropos Spanien und Guardiola: In der Hauptstadt Madrid herrschte am Donnerstag große Verwunderung über den bevorstehenden Wechsel. Zum einen verliert der Titelverteidiger der Champions League nach dem Argentinier Angel di María einen weiteren Leistungsträger und dürfte in den letzten Tagen des Transferfensters nun noch einmal eiligst den Markt sondieren. Das bei Real Madrid gut informierte Sportblatt »Marca« vermutete, Alonso habe durch die Verpflichtung von Toni Kroos seinen Stammplatz gefährdet gesehen.

Zum anderen galt der Weltmeister von 2010 und Defensivabräumer bei den »Königlichen« stets als Anhänger von Ex-Trainer José Mourinho - ein jahrelanger Fußballfeind von Pep Guardiola. Nun soll Alonso bei Bayern München etwa Bastian Schweinsteiger und Thiago ersetzen. »Das war eine rein sportliche Entscheidung, uns sofort zu helfen und unsere Qualität anzuheben«, unterstrich Matthias Sammer.

Als Sammer und Dreesen über den Stand der Verhandlungen referierten, lauschte Mehdi Benatia auf dem Podium der Pressekonferenz gespannt der Deutsch-Französisch-Übersetzerin. Vor Alonso war für kurze Zeit ja er noch das Hauptthema gewesen, der teuerste Innenverteidiger in der Geschichte der 1. Bundesliga. »Ich möchte die Mannschaft noch stärker machen als sie ohnehin schon ist. Ich möchte zeigen, dass ich es kann, und dass mir das Vertrauen hier nicht umsonst entgegengebracht wurde. Ich weiß, dass ich Großes leisten kann«, sagte der Marokkaner.

»Wir haben ihn seziert, sehr viele Sequenzen angeschaut und sind überzeugt, dass er alles mitbringt und die Berechtigung hat, für Bayern München zu spielen«, berichtete Sammer, den der erste Auftritt des 27-Jährigen im schwarzen Anzug und weißen Hemd überzeugte. Nach einem Küsschen für Ehefrau Cecile und die beiden kleinen Kinder präsentierte sich der in einem Vorort von Paris geborene Profi der Presse, sprach über den FC Bayern als »besten Klub der Welt«, bei dem er sich »schnell einleben und wohlfühlen« werde. Im Gegensatz zu Martínez, den Benatia als Abwehrchef ersetzen soll, sieht er sich selbst als reinen Verteidiger. »Das wirkt für mich alles sehr klar, sehr bodenständig«, lobte Sammer den 31-maligen Nationalspieler.

Nach einem Probetraining beim SC Freiburg im August 2009, bei dem es offenbar vor allem durch seine fehlenden Deutschkenntnisse zu keinem Engagement kam, startete der Abwehrspieler jüngst in der Serie A durch und wurde beim AS Rom zu einem der begehrtesten Verteidiger. »In der Fußballwelt ist der FC Bayern das Größte«, lobte Benatia, der den im Sommer interessierten Klubs wie Manchester United oder FC Chelsea einen Korb gegeben hatte. »Der FC Bayern ist das Maximum, das man erreichen kann. Es ist, wie wenn ein neues Leben beginnt.« dpa/nd

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