Harting macht das Dutzend voll

Berliner Diskuswerfer gewinnt beim ISTAF, Hammerwerferin Wlodarczyk stiehlt ihm mit Weltrekord die Show

  • Ralf Jarkowski und Frank Thomas
  • Lesedauer: 3 Min.
Bei der 73. Auflage des ISTAF in Berlin feierte Robert Harting seinen fünften Sieg in Serie. 45 000 Fans im Olympiastadion bejubelten die deutschen Asse und den Hammer-Weltrekord von Anita Wlodarczyk.

Diskus-Ass Robert Harting hat das Dutzend voll gemacht und sich auch beim Berliner ISTAF als Chef im Ring präsentiert. 18 Tage nach seinem Triumph bei der Leichtathletik-EM in Zürich gewann der Olympiasieger sein Heimspiel in Berlin souverän: 45 000 Fans im Olympiastadion feierten den 29-Jährigen am Sonntag nach seinem Siegwurf auf glänzende 68,21 Meter. Kugelstoß-Europameisterin Christina Schwanitz hatte das traditionsreiche Meeting mit einem knappen Sieg im letzten Durchgang eröffnet.

Bei jedem seiner sechs Versuche wurde Publikumsliebling Harting frenetisch angefeuert: Die Zwei-Kilo-Scheibe des Olympiasiegers, Welt- und Europameisters landete im ersten Versuch bei 65,62 Metern - die Führung gab Harting nicht mehr ab: »Es ist immer schön, wenn man einen Wettkampf unter Kontrolle hat.« Der Magdeburger Martin Wierig lag als Zweiter mit 66,13 Metern am Ende mehr als zwei Meter zurück.

Für den nimmermüden Harting, der derzeit auch seine Bachelor-Arbeit schreibt, war es schon der zwölfte Saisonsieg - nur einmal hat Mr. Diskus bisher im EM-Jahr verloren. Beim 73. ISTAF, das seit 2010 zur World-Challenge-Serie gehört, war es für ihn schon der fünfte Sieg hintereinander.

Auch Schwanitz gewann die EM-Revanche. Nervenstark konterte die 28-Jährige vom LV 90 Erzgebirge im letzten Versuch noch einmal und setzte sich mit 19,53 Metern knapp vor Jewgenia Kolodko (19,43) durch. Schwanitz hatte die Russin schon vor zwei Wochen bei der EM in Zürich geschlagen. »Schön, dass wir diesmal so viel Aufmerksamkeit bekommen haben«, sagte Schwanitz, die sich bis zum letzten Versuch motivieren konnte: »Ehrgeiz, Spaß und die Anfeuerung des Publikums gaben den Ausschlag.«

Auch Antje Möldner-Schmidt, in Zürich Überraschungs-Europameisterin über 3000 Meter Hindernis, war mit ihrem Rennen zufrieden. Auf Platz fünf in 9:34,49 Minuten kam sie immerhin auf ihre zweitbeste Saisonzeit. Damit lag die 30-Jährige aus Cottbus knapp acht Sekunden hinter der Siegerin Ruth Jebet aus Brunei (9:26,94). »Das Publikum war faszinierend. Bei der Hymne hatte ich schon wieder fast Tränen in den Augen«, gab sie zu. »Als Europameisterin nimmt man alles viel emotionaler wahr.«

Das Berliner Traditionsmeeting, dessen TV-Bilder in 160 Ländern über die Bildschirme flimmerten, ist 2014 grundlegend reformiert worden. LED-Banden und eine Show zur Präsentation der Athleten mit Einlauftunnel, Nebel und kräftigem Musik-Sound sollen der angestaubten olympischen Kernsportart neue Wege eröffnen. Der neue Meeting-Chef Martin Seeber hat für das »ISTAF 3.0« einen Etat von 1,7 Millionen Euro - die »Weltklasse Zürich« kann in der Diamond League in etwa über das Vierfache verfügen.

Zum Abschluss der Veranstaltung gelang in Berlin sogar noch ein Weltrekord: Die Europameisterin und Olympiazweite Anita Wlodarczyk warf den Hammer auf 79,58 Meter. Sie verbesserte damit die alte Bestmarke von Betty Heidler (Frankfurt am Main) um 16 Zentimeter. Die 29-jährige Polin sorgte damit für den insgesamt 16. Weltrekord beim traditionsreichen Meeting.

Es war fast ein Rekordwurf mit Ankündigung. Vor ihrem Start in Berlin hatte sie mit den Organisatoren auf eigenen Wunsch eine Weltrekordprämie ausgehandelt. Bereits bei der EM in Zürich vor zwei Wochen hatte Wlodarczyk ihre Topform gezeigt. Dort hatte sie mit 78,76 Metern einen neuen Landesrekord aufgestellt und souverän die Goldmedaille gewonnen.

Die alte Bestmarke hatte die gebürtige Berlinerin Heidler 2011 beim traditionsreichen Werfermeeting in Halle/Saale aufgestellt. Den letzten Weltrekord in Berlin gab es 2010, als der Kenianer David Rudisha nach 1:41,09 Minuten über 800 Meter ins Ziel kam. dpa/nd

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