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Schlechte Bedingungen für Auszubildende

Deutscher Gewerkschaftsbund veröffentlicht Ausbildungsreport 2014

  • Lesedauer: 2 Min.
Überstunden für Minderjährige, weniger als 300 Euro Monatslohn, arbeitsfremde Tätigkeiten - viele Auszubildende kämpfen mit schlechten Bedingungen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund fordert bessere Kontrollen der Betriebe.

Berlin. Hunderttausende Auszubildende in Deutschland leiden laut einer neuen Umfrage des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) unter Überstunden, mieser Bezahlung und schlechten Arbeitsbedingungen. Unbegreiflich sei, dass Branchen wie das Hotel- und Gaststättengewerbe, der Handel und Teile des Handwerks die Ausbildung nicht verbesserten, sagte DGB-Bundesjugendsekretär Florian Haggenmiller. Ganze 29 Prozent der Auszubildenden sind nicht zufrieden, wie aus dem am Donnerstag in Berlin präsentierten DGB-Ausbildungsreport 2014 hervorgeht.

Ende August gab es laut Bundesagentur für Arbeit (BA) noch 119 000 unbesetzte Ausbildungsplätze. »Jugendliche, die noch in diesem Jahr eine Ausbildung beginnen wollen, haben beste Chancen - auch nach dem offiziellen Ausbildungsstart am 1. September«, sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer, der »Passauer Neuen Presse« (Donnerstag).

Auf der anderen Seite hatten laut BA insgesamt 312 000 registrierte Bewerber im August keinen Platz. Im vergangenen Jahr waren 286 000 ohne Stelle geblieben. Mit 531 000 Ausbildungsverträgen wurden 2013 laut DGB so wenige abgeschlossen wie noch nie im wiedervereinigten Deutschland. Der Anteil der Betriebe, die ausbilden, sei auf einen Tiefstand von rund 21 Prozent gesunken.

Die Qualität der Ausbildung schwankt laut DGB-Studie stark - mit abschreckenden Ausreißern nach unten. So müssten 13 Prozent der minderjährigen Auszubildenden mehr als 40 Stunden pro Woche arbeiten - »ein klarer Gesetzesverstoß«, stellte Haggenmiller fest. Bei den Hotelfachleuten und Köchen seien das sogar rund 60 Prozent. Entsprechend breche rund die Hälfte aller angehenden Köche die Ausbildung vorzeitig ab. Nur wenig besser sehe es bei den Lebensmittel-Fachverkäufern aus. »Gerade diese Berufe beklagen sich über einen hohen Anteil unbesetzter Ausbildungsberufe.«

Auch an der Vergütung hapere es oft. Sie erhöhte sich laut Tarifvereinbarungen laut offizieller Statistik 2013 insgesamt auf im Schnitt 761 Euro. Angehende Friseure im Osten bekämen etwa nur 269 Euro, angehende Mechatroniker in Westdeutschalnd 938 Euro.

Anhaltend hohe Qualität bescheinigen die jungen Leute der Ausbildung bei den Industriemechanikern und den Industrie- und Bankkaufleuten.

12 Prozent der Auszubildenden müssen nach eigenen Angaben oft Sachen machen, die gar nicht zur Ausbildung zählen. Fast jeder vierzehnte Befragte hat keinen Ausbilder, bei weiteren 11 Prozent ist dieser kaum ansprechbar. Jeder sechste Auszubildende bekommt für Überstunden laut DGB keinen Ausgleich. Nur 39 Prozent der Auszubildenden im letzten Ausbildungsjahr haben eine Zusage für eine Übernahme.

Die in Unternehmen weit verbreitete Ansicht, es fehle vielen jungen Menschen an Ausbildungsreife, setzte Haggenmiller die Forderung nach mehr Energie und Bereitschaft der Betriebe zur echten Ausbildung entgegen. Von der Regierungskoalition forderte der DGB einen Gesetzesanspruch auf einen Ausbildungsplatz für alle Interessierte. Zudem seien mehr Qualitätsstandards und Kontrollen nötig. dpa/nd

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