Deutsche machen die meisten Überstunden

LINKE kritisieren Stress durch Mehrarbeit und dadurch bedingte Erwerbslosigkeit

  • Lesedauer: 2 Min.
Tarifregelungen sollen die Arbeitszeit eingrenzen. Doch gerade in Deutschland arbeiten viele länger als vereinbart. Nicht immer gibt es dafür Geld oder Freizeit. LINKE kritisiert die Mehrarbeit. Sie führe zu unnötigen Stress.

Brüssel. Deutsche Arbeitnehmer machen nach einer EU-Studie im Schnitt mehr Überstunden als ihre Kollegen in den anderen Euro-Ländern. Der zuständige EU-Sozialkommissar Laszlo Andor sagte der Zeitung »Die Welt«: »In keinem Land der Eurozone gibt es einen so großen Unterschied zwischen der tarifvertraglich vereinbarten Wochenarbeitszeit und der tatsächlichen Wochenarbeitszeit wie in Deutschland.« Vergütet wird einer aktuellen Untersuchung zufolge nicht einmal die Hälfte der Überstunden.

Laut einer Studie der in Irland ansässigen EU-Agentur Eurofound aus dem Jahr 2012 liegt die vereinbarte Wochenarbeitszeit in Deutschland bei durchschnittlich 37,7 Stunden - tatsächlich arbeiten die Beschäftigten aber im Mittel 40,5 Stunden.

Jedes Land habe bei der Arbeitszeit seine Eigenheiten, so Andor. »Wichtig ist am Ende, dass das Land wettbewerbsfähig ist und dass die Vorgaben der EU-Arbeitszeitrichtlinie eingehalten werden - das ist in Deutschland im allgemeinen der Fall«, sagte er.

Grüne und Linke kritisierten die Mehrarbeit. »Eine große Zahl von Überstunden führt unvermeidlich zu Stress und zur Überforderung der Beschäftigten«, erklärte die Grünen-Sprecherin für Arbeitnehmerrechte, Beate Müller-Gemmeke. »Das ist nicht akzeptabel, denn das macht die Menschen krank. Die tarifliche Arbeitszeit muss eingehalten werden.«

Ähnlich äußerte sich Linken-Vorsitzende Katja Kipping: »Überstunden, selbst wenn sie bezahlt werden, machen krank und blockieren den Kampf gegen die Erwerbslosigkeit - sie sind nicht Ausweis unserer Leistungsfähigkeit, sondern der Beweis zu niedriger Löhne und eines falschen Leistungsdrucks. Überstunden sind ein großes gesellschaftliches Problem und nicht sexy.«

Im Schnitt wird Beschäftigten in Deutschland weniger als die Hälfte ihrer Überstunden bezahlt. Das geht aus einer Studie hervor, die das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg vergangene Woche vorgestellt hat. So habe jeder der gut 38 Millionen Erwerbstätigen im zweiten Quartal durchschnittlich 11,9 Überstunden geleistet; davon hätten die Unternehmen im Mittel aber nur 5 bezahlt oder mit Freizeit abgegolten. dpa/nd

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