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Cameron bricht das Herz, wenn die Schotten gehen

Britischer Premiermister bietet Schotten weitgehende Budgethoheit im Falle des Verbleibs im Vereinigten Königreich an

  • Lesedauer: 2 Min.
Cameron fleht, die Queen schweigt: Großbritanniens höchste Politiker versuchen in letzter Minute, die Schotten zum Bleiben im Königreich zu bewegen. Die Verprechen dafür werden immer größer - und sprechen für Panik.

Edinburgh. Eindringlich hat der britische Premierminister David Cameron die Schotten aufgefordert, in einer Woche für den Erhalt des Vereinigten Königreichs zu stimmen. Dieses sei eine »Familie von Nationen«, zu der die »starke und stolze Nation« der Schotten seit 300 Jahren freiwillig gehöre, sagte er am Mittwoch in Edinburgh. »Mir würde das Herz brechen, wenn diese Familie von Nationen, die wir aufgebaut haben, zerrissen würde.« »Wir bitten Sie inständig, dabei zu bleiben«, schrieb der konservative Regierungschef bereits zuvor in der Zeitung »Daily Mail« vom Mittwoch. Cameron, sein Stellvertreter Nick Clegg und Oppositionsführer Ed Miliband reisten nach Schottland, um den Unabhängigkeitsbefürwortern den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Großbritannien sei »ein wertvolles und besonderes Land«, schrieb Cameron. »Nimmt man Schottland, England, Wales und Nordirland zusammen, dann kann man alle Erwartungen übertreffen.« Wenn das Vereinigte Königreich jedoch mit dem Referendum am Donnerstag kommender Woche auseinanderbreche - »dann ist es für immer zerbrochen«, mahnte der Regierungschef.

Die Schotten stimmen am 18. September per Referendum über die Loslösung von Großbritannien ab. Ursprünglich deuteten die Umfragen auf eine Ablehnung des Unabhängigkeitsvorschlags hin, zuletzt lagen Gegner und Befürworter in den Umfragen jedoch nahezu gleichauf.

Der Buckingham-Palast stellte klar, dass Königin Elizabeth II. sich nicht in die Debatte einschalten werde. Die Queen sei der Ansicht, dass die Abstimmung Sache des schottischen Volks sei, teilte der Palast mit. Ein Sprecher verwies auch auf die Rolle der Königin als unparteiische Instanz. Britische Medien hatten zuvor berichtet, dass die Queen sehr besorgt sei angesichts des möglichen Auseinanderbrechens des Königreichs. Die Queen soll auch bei einer Unabhängigkeit Schottlands dort Staatsoberhaupt bleiben.

Cameron stellte den Schotten für den Fall einer Ablehnung der Unabhängigkeit »entscheidende neue Vollmachten« in Aussicht. Sie könnten künftig selbst darüber entscheiden, »wie viel Geld sie leihen, welche Steuern sie erheben, wie sie dieses Geld ausgeben«. Die Betreiber der Unabhängigkeit verschwiegen, welche Währung in Schottland im Fall einer Loslösung von Großbritannien gelten und wie Schottlands Mitgliedschaft in der Europäischen Union geregelt werden solle.

Die Einzelheiten zum Aufenthalt Camerons, Cleggs und Milibands in Schottland wurden vorab nicht mitgeteilt. Den Spitzenpolitikern der drei großen im Londoner Parlament vertretenen Parteien - der Konservativen, der Liberaldemokraten und der Labour-Partei - ging es vor allem um die gemeinsame Geste für den Erhalt Großbritanniens. Gemeinsame Auftritte waren indes nicht geplant. Die Labour-Partei vertrat die Ansicht, die Konservativen seien in Schottland zu unbeliebt. Agenturen/nd

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