Mutterschoß und Vaterlos
Ingolf Bossenz sieht die Bischofstagung im Vatikan zu Ehe und Familie skeptisch
Gebraucht werde »eine Kirche, die fähig ist, den Mutterschoß der Barmherzigkeit wiederzuentdecken«. Gute und große Worte, die Papst Franziskus vor ein paar Wochen in Sachen Familie und Ehe fand. Oder verlor? Das wird sich in den kommenden zwei Wochen zeigen, wenn im Vatikan eine außerordentliche Versammlung der Bischöfe über das katholische Verständnis von Ehe, Familie und Sexualität berät. Dass dieses Verständnis längst kein katholisches, das »Ganze« betreffendes also, mehr ist, hatte spätestens eine vom Pontifex verfügte weltweite Fragebogenaktion gezeigt. Immerhin: Rom interessierte sich tatsächlich für die Ansichten der Gläubigen. Wer allerdings das kleinliche Gezänk vor und hinter den Leoninischen Mauern um die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion verfolgt hat, wird kaum Bewegung in weit kontroverser debattierten Fragen kirchlicher Sexualmoral wie Schwangerschaftsverhütung oder Haltung zur Homosexualität erwarten.
Die Mühlen der Kirche stehen denen Gottes gewiss nicht nach. Zumindest, was das langsame Mahlen betrifft. Entscheiden über den eingangs zitierten »Mutterschoß« können die ab Sonntag tagenden »Synodenväter« nämlich gar nichts. Das kann nur der Papst - in einem Jahr, nach einer weiteren Synode. Sophistische Wortklauberei und exegetische Akrobatik dürften den klaffenden Abgrund zwischen Amtskirche und Kirchenalltag noch weiter aufreißen.
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