Lokführer lassen nicht locker

GDL will das gesamte Wochenende streiken / Bahn-Angebot in letzter Minute

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Auf dem Höhepunkt der Ölkrise verkündete die westdeutsche Bundesregierung unter Willy Brandt den autofreien Sonntag. Insgesamt vier Mal mussten die Bürger 1973 ihren Pkw stehen lassen. So weit will die Lokführergewerkschaft GDL zwar nicht gehen. Doch getreu dem Motto »Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will« wollte die Spartengewerkschaft den Bundesbürgern ein bahnfreies Wochenende verschaffen.

Nach ihrem Plan sollte sich beim Personenverkehr seit Samstagmorgen um zwei Uhr nichts mehr bewegen. Erst ab Montagmorgen vier Uhr sollten die Züge wieder rollen, wie die GDL am Freitag in Frankfurt am Main mitteilte. Einen Erfolg konnten die Lokführer sofort erzielen: Sie haben die Bahn aufgescheucht. »Die GDL läuft Amok«, erklärte das Staatsunternehmen wenig diplomatisch in einer Mitteilung. Immerhin trifft die Ankündigung zum schärfste Lokführerstreik seit dem Jahr 2007 die Bahn just in einer Zeit, in der sie es überhaupt nicht gebrauchen kann: An diesem Wochenende beginnen in vielen Bundesländern die Herbstferien und auch 100 000 Fußballfans werden auf eine Auswärtsfahrt verzichten müssen. Sie forderten deshalb ein »Machtwort« der Politik.

Dies kam prompt von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD). Sie verkündete, im November ein Gesetz vorlegen zu wollen, das kleinere Gewerkschaften wie die GDL in ihrer Macht beschränken soll. Der Bahn jedoch dauert dies zu lange. Sie legte am Freitagnachmittag noch eiligst ein Angebot vor. Eine fünfprozentige Lohnerhöhung in drei Stufen soll es in den nächsten 19 Monaten geben, plus 200 zusätzliche Lokführer. Einziger Haken: Dies alles gilt nur für die Lokführer. Deshalb hat die GDL den Streik bis Redaktionsschluss nicht abgesagt. Schließlich will sie für das gesamte Zugpersonal verhandeln. spo

Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Dank der Unterstützung unserer Community können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen

Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.