Nächste Streikwelle bei Amazon

ver.di ruft Beschäftigte in Bad Hersfeld, Leipzig, Graben, Werne und Rheinberg zum Ausstand / Arbeitsniederlegungen bis einschließlich Mittwoch

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Kurz vor Beginn des Weihnachtsgeschäfts hat die Gewerkschaft ver.di zu erneuten Streiks beim Versandhändler Amazon aufgerufen. Nach Angaben der Gewerkschaft legten am Montag Beschäftigte an fünf Standorten die Arbeit nieder. Betroffen waren die Verteilzentren in Bad Hersfeld, Leipzig, Graben bei Augsburg sowie Werne und Rheinberg (beide NRW). Nach Angaben der Gewerkschaft streikten mehrere hundert Beschäftigte.

An den Standorten im hessischen Bad Hersfeld und im sächsischen Leipzig hatten die Beschäftigten des mit der Nachtschicht ihre Arbeit niedergelegt. Wie ein ver.di-Sprecher in Bad Hersfeld mitteilte, streikten die Mitarbeiter dort seit 0.00 Uhr. Mit der Frühschicht folgen nach ver.di-Angaben die Standorte Graben, Werne und Rheinberg. Die Dienstleistungsgewerkschaft hat in Bad Hersfeld, Leipzig und Graben bis einschließlich Mittwoch zum Ende der Spätschicht zum Streik aufgerufen, in Werne soll bis einschließlich Dienstag zum Ende der Spätschicht gestreikt werden.

Am größten deutschen Amazon-Versandstandort in Bad Hersfeld beteiligten sich Hunderte Mitarbeiter am Arbeitsausstand: »Der Streik ist gut angelaufen. Wir rechnen am Montag mit 400 bis 600 Streikenden«, sagte Mechthild Middeke, Verdi-Gewerkschaftssekretärin für Amazon Bad Hersfeld. Ein Tarifvertrag stehe nach wie vor auf der Tagesordnung. »Mit der in diesem Jahr gezahlten «freiwilligen» Lohnerhöhung von Amazon von 2,2 Prozent wollen sich die Beschäftigten nicht zufrieden geben«, sagte sie.

»Ein Tarifvertrag kann hohem Arbeitsdruck sowie erheblichen gesundheitlichen Belastungen im Schichtdienst, in der Nacht und an Wochenenden wirksam Grenzen setzen«, sagte Stefanie Nutzenberger vom ver.di-Bundesvorstand. Ein Tarifvertrag, der den Beschäftigten existenzsichernde Einkommen und Arbeitsbedingungen mit Schutzregeln zu Arbeitszeiten, Urlaub oder Pausen garantiere, sei auch eine Frage des Respekts, den Amazon seinen Beschäftigten schulde.

Zuletzt hatten sich im September rund 2.000 Beschäftigte bei Amazon an mehrtägigen Streiks beteiligt und mit Arbeitskampfmaßnahmen im wichtigen Weihnachtsgeschäft gedroht. Amazon hatte betont, die Ausstände hätten aber keine Auswirkungen auf die »Einhaltung des Lieferversprechens« an die Kunden.

Das Versandhandelsunternehmen verweigert seinen Beschäftigten bisher einen Tarifvertrag, nicht einmal zu Tarifverhandlungen ist man bei Amazon bereit. Die Gewerkschaft versucht deshalb seit mehr als einem Jahr, den Online-Versandhändler mit Streiks zu Verhandlungen zu den Bedingungen des Einzelhandels zu bewegen. Amazon lehnt das jedoch ab und sieht sich selbst als Logistiker. Das Unternehmen beschäftigt an bundesweit neun Standorten mehr als 9.000 Mitarbeiter. dpa/nd

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