Gräfisch

PERSONALIE

  • Wolf H. Wagner, Florenz
  • Lesedauer: 2 Min.

Kurz vor seinem 60. Geburtstag am 22. November ist Paolo Gentiloni zum neuen Außenminister Italiens ernannt worden. Staatspräsident Giorgio Napolitano setzte sich Ende vergangener Woche mit seinem Vorschlag gegenüber Ministerpräsident Matteo Renzi durch. Wohl auch, weil der Name Gentiloni in der italienischen Politik kein unbekannter ist: Vincenzo Ottorino Gentiloni schloss 1913 mit den damals führenden politischen Kräften einen Pakt, der es der Union katholischer Wähler Italiens erstmals erlaubte, an Wahlen teilzunehmen.

Die Familie Gentiloni ist seit langem mit Grafschaften in den Marken, einer Region in Mittelitalien, belehnt. Zunächst ungeachtet seiner bürgerlich-liberalen Herkunft schloss sich Gentiloni jedoch der Studentenbewegung Mario Capannas und später mit diesem auch der Partei der Einheit des Proletariats für den Kommunismus an.

In den 90er Jahren führte der politische Weg den Politikwissenschaftler in die Nähe des damaligen römischen Bürgermeisters Francesco Rutelli. Bald wurde Gentiloni dessen offizieller Sprecher. Ein Jahr später trat er mit Rutelli bei den Parlamentswahlen für das Bündnis l’Ulivo an, das aber der Mitte-Rechts-Koalition Silvio Berlusconis unterlag.

An der Seite Rutellis agierte Gentiloni 2002 auch als Mitbegründer der linksliberalen Partei La Margherita - Demokratie und Freiheit. Als deren Parlamentsabgeordneter ging er in die Kommission für Transport, Post und Telekommunikation, von wo aus er sich in die Regierung von Romano Prodi berufen ließ. In seiner nur zweijährigen Amtszeit als Minister für Kommunikation musste Gentiloni allerdings einige Kritik einstecken. Vor allem von links wurde ihm vorgeworfen, er räume privaten Fernsehgesellschaften zu viel Raum gegenüber den öffentlich-rechtlichen Anstalten ein.

Der gebürtige Römer arbeitete daraufhin im Parlament insbesondere in der außenpolitischen Kommission mit. Er ersetzt nun Federica Mogherini, die zur Europäischen Außenbeauftragten aufgestiegen ist.

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