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Klinik bereitet sich auf ersten Ebola-Fall vor

Berlin wird als deutscher Behandlungsort wahrscheinlich den nächsten infizierten Patienten aufnehmen

Berlin bereitet sich derzeit auf eine mögliche Behandlung eines Ebola-Patienten vor. Die Charité wird ihre Ausrüstung und Bettenkapazität ausbauen.

An einem Mittwoch im August war das erste Mal zu spüren, wie sensibel die Berliner auf eine mögliche Ebolainfektion in der Stadt reagieren, als eine Frau in einem Jobcenter in Prenzlauer Berg mit ähnlichen Krankheitssymptomen auftauchte wie sie auch bei Ebola auftreten. Fehlalarm. Genauso wie zwei Monate später in einer Kneipe in Wilmersdorf, als sich ein Anrufer bei der Feuerwehr einen üblichen Scherz erlaubte. In der Verwaltung von Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) bereitet man sich nun auf die erste mögliche Behandlung eines tatsächlich Infizierten in Berlin vor. »Es ist höchst wahrscheinlich, dass Berlin als nächster deutscher Behandlungsort angefragt wird«, sagte Czaja am Dienstag. Momentan gebe es aber noch keine konkrete Nachfrage der Weltgesundheitsorganisation, so der Senator. In Hamburg, Frankfurt (Main) und Leipzig wurden bereits Ebola-Patienten behandelt, einer von ihnen verstarb Mitte Oktober. Über Patienten, die in Deutschland behandelt werden sollen, informiert die WHO das Auswärtige Amt. Der ständige Arbeitskreis der Kompetenz- und Behandlungszentren für hochkontagiöse und lebensbedrohliche Erkrankungen (STAKOB) entscheidet dann, welches der sieben Behandlungszentren in Deutschland für den Patienten infrage kommt. Die Landesgesundheitsbehörde muss dem noch zustimmen. Berlin, Düsseldorf, Stuttgart und München sind die vier Zentren, in denen noch kein Patient behandelt wurde.

»Dass es direkt in Berlin zu einer Infektion kommt, ist sehr unwahrscheinlich«, sagt Marlen Sukau, Referatsleiterin für Infektionsschutz im Gesundheitssenat und bezieht sich damit auf eine Studie des Robert-Koch-Instituts. Vor dem Hintergrund, dass Hunderte deutsche Helfer in die Ebola-Regionen Westafrikas reisen werden, um dort Unterstützung zu leisten, bereitet sich nun das Virchow-Klinikum der Charité auf eine mögliche Behandlung derer vor, die laut Bundesregierung im Notfall zurückgebracht werden.

Im Virchow-Klinikum in Wedding werden deshalb schon bald nicht länger drei, sondern alle 20 in der Sonderisolierstation vorhanden Betten für Ebola-Patienten zur Verfügung stehen, so Czaja. Bereits 2010 eröffnete nach vierjähriger Bauzeit auf dem Campus Virchow die größte Isolierstation für hoch ansteckende Patienten in Deutschland. Vier Unterdruckstufen sorgen dafür, dass keine verunreinigte Luft in Bereiche gelangt, in denen sich ungeschütztes Personal aufhält. Dazu gibt es Hochleistungsfilter, die verhindern sollen, dass Erreger die Station verlassen. Spätestens zwei Stunden nach einem gemeldeten Infektionsfall sei die Sonderisolierstation zu 100 Prozent einsatzfähig, heißt es aus der Charité. »Bei Vollauslastung benötigen wir etwa 200 hervorragend geschulte MitarbeiterInnen, um die Versorgung, Hygiene, Technik und Logistik rund um die Uhr zu gewährleisten«, sagt Frank Bergmann, Oberarzt an der Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie. Mit den Kapazitäten des Virchow-Klinikums stellt Berlin knapp die Hälfte aller möglichen Behandlungsplätze in Deutschland.

Nach den bisherigen Erfahrungen aus Frankfurt, Hamburg und Leipzig kümmerten sich bis zu 16 Ärzte und 16 Pfleger im Schichtsystem um einen hochinfektiösen Patienten, bis er nach zwei Wochen nicht mehr intensiv betreut werden muss. In Berlin werden neben den Weiterbildungen des medizinischen Personals auch Schutzanzüge und Geräte organisiert, so Czaja. Die Kosten lägen im einstelligen Millionenbereich, über die noch mit dem Bund verhandelt wird, sagte der Senator. Für Helfer, die ohne Verdacht, sich infiziert zu haben, nach Berlin zurückkehren, will der Senat keine extra strengen Quarantänevorschriften erlassen. Sie sind aber dazu angehalten, regelmäßig ihre Temperatur zu messen und sich beim Gesundheitsamt zu melden.

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