Der Fluch des Nachgebens
Fabian Lambeck über die steigende Zahl von Angriffen auf Asylbewerber und die dunklen Schatten von Lichtenhagen
Beim Lesen der Meldung, dass sich die Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte wieder häufen, fühlt man sich in die frühen 90er Jahre zurückversetzt. Damals attackierten Rechtsradikale im ganzen Bundesgebiet Asylbewerberheime und fühlten sich dabei oft als Vollstrecker des vermeintlichen Volkswillens. Denn damals wie heute gab und gibt es Medien und Politiker, die mit populistischen Parolen die Stimmung aufheizen. Warnte man im Nachwendedeutschland noch »Das Boot ist voll«, heißt es heute »Wer betrügt, der fliegt«. Die CSU hat mit ihrer Kampagne gegen Armutsflüchtlinge sicher den einen oder anderen dazu motiviert, die vermeintlichen Betrüger eigenhändig rauszuschmeißen. Auch wenn es sich nur um traumatisierte Kriegsflüchtlinge aus Irak oder Syrien handelt.
Zudem rächt sich jetzt auch das Nachgeben vor dem brauen Mob im Jahre 1992. Nach den Ausschreitungen von Lichtenhagen verschärfte man das Asylgesetz - mit ausdrücklichem Verweis auf die Rostocker Pogrome. Vielleicht glauben auch heute einige Nazi-Rädelsführer, sie müssten nur ordentlich Radau machen, um die Politik wieder zum Einschreiten zu bewegen. Und ganz ehrlich: Wenn man sieht, wie opportunistisch die Kanzlerin regiert, muss man befürchten, dass sie vor dem Mob kapituliert.
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